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Freitag
08.09.2017

Medien / Publizistik

...sie befürchten Monopol statt Medienvielfalt

...sie befürchten Monopol statt Medienvielfalt

Journalistinnen und Journalisten von «Berner Zeitung» und «Der Bund» haben erneut gegen die geplanten Umstrukturierungen des Tamedia-Konzerns protestiert. Mit einer «Monopol-Zeitung», die sie am Donnerstagmorgen am Berner Bahnhof verteilten, kämpfen sie für die Medienvielfalt und gegen eine Verschmelzung der beiden Zeitungen.

«`Der Bund` und die `Berner Zeitung` kommen ab 2018 mehrheitlich aus Zürich, nur das Lokale bleibt in Bern»: So fassen Redaktorinnen und Redaktoren der beiden Tamedia-Zeitungen aus Bern die unter dem Titel «Tamedia2020» angekündigten Umstrukturierungen zusammen.

In einem Gastbeitrag mahnt der in Langenthal geborene Schriftsteller Pedro Lenz davor, den Grossteil der redaktionellen Arbeit nach Zürich auszulagern. «Journalisten müssen den Gegenstand, über den sie schreiben, riechen und spüren. Das geht nicht aus der Ferne. Journalismus muss dort stattfinden, wo die Menschen sind, um die es geht.»

Dass einzig die lokale Berichterstattung nicht vereinheitlicht werden soll, bezeichnen die Verfasser der «Monopol-Zeitung» als «Feigenblatt»: «Das Projekt `Tamedia 2020` bedeutet für Bern: Konkurrenz und Vielfalt finden nur noch auf der Mini-Spielwiese des Lokalen statt.»

Als unglaubwürdig betrachten die Autoren zudem die Ankündigung, dass mit der Total-Umstrukturierung keine Entlassungen verbunden seien. Denn: Zugesichert hat Tamedia den Verzicht auf Kündigungen nur «bis zum 1. Januar 2018», wie in einem der Beiträge steht.

«Tamedia will niemanden entlassen und setzt auf freiwillige Kündigungen. Diese Rechnung geht nicht auf», mahnen die Redaktoren weiter. Würden die Einbussen aus dem rückläufigen Inserategeschäft - das sind mindestens 61 Millionen bis 2020 - vollständig mit Stellenabbau aufgefangen werden, so müssten konzernweit 400 bis 500 Stellen gestrichen werden, so die Rechnung.

Auch ein Interview mit Regula Rytz, Parteipräsidentin der Grünen, findet sich in der «Monopol-Zeitung». «Würde das Geld, das Tamedia über Seiten wie Homegate, Ricardo oder Tutti verdient, in den Journalismus investiert, dann könnte der schleichende Abbau gestoppt werden», so Rytz.