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Montag
11.05.2020

Medien / Publizistik

«Ein Stellenabbau ist zum heutigen Zeitpunkt nicht geplant», sagt Brigit Langhart, publizistische Leiterin der «annabelle» bei der neuen Besitzerin Medienart.

«Ein Stellenabbau ist zum heutigen Zeitpunkt nicht geplant», sagt Brigit Langhart, publizistische Leiterin der «annabelle» bei der neuen Besitzerin Medienart.

Es sind schwierige Zeiten für die Medienbranche. Auch für die «annabelle», die älteste Frauenzeitschrift der Schweiz. Und sie stellt sich den wirtschaftlichen Problemen, wie «annabelle»-Chefredaktorin Jacqueline Krause-Blouin im Editorial der neusten Ausgabe schreibt. 

«Aus logistischen und wirtschaftlichen Gründen sehen wir uns gezwungen, die Ausgaben 7 und 8 (Release: 22. Mai) sowie 9 und 10 (Release: 26. Juni) als Doppelnummern herauszubringen», so die Chefredaktorin und ergänzt, «dass die Ausgaben mit gewohnt starken Themen und in erweitertem Umfang erscheinen. Wir hoffen sehr auf Ihr Verständnis und Ihre anhaltende Treue».

Treu sind die «annabelle»-Leserinnen und Leser allemal. Denn die Leserzahlen sind stabil, wie der Klein Report von Insidern erfahren hat. Das Inseratevolumen hingegen befindet sich seit Monaten im freien Fall. Und am Ende des Tages ist Treue zwar ein schönes Gefühl, aber wenn längerfristig kein Geld mehr durch Inserate reinkommt, dann wird sich die neue Besitzerin der «annabelle», das Aargauer Medienunternehmen Medienart, drastische Massnahmen überlegen müssen. Wie zum Beispiel die Belegschaft noch weiter zu reduzieren. 

Birgit Langhart, die publizistische Leiterin «annabelle» bei Medienart, sagt im Gespräch mit dem Klein Report: «Ein Stellenabbau ist zum heutigen Zeitpunkt nicht geplant, Optimierungen der Prozesse aber auf alle Fälle.» Das kann man wohl sagen: Denn der Art Director und der Produktionschef sind längst weg. Aus wirtschaftlichen Gründen wie man hört. 

Langhart wiegelt ab: «Dass wir aus Kostengründen diese beiden Stellen gekündigt haben, stimmt nicht. Die Kündigung des AD als auch des Produktionschefs erlauben uns, Synergien innerhalb der Medienart-Gruppe zu nutzen», so Langhart weiter.

«Wir haben seit der Übernahme drei Stellen (250 Stellenprozent) gekündigt und gleichzeitig 700 Stellenprozente aufgebaut. Dies erfolgte zum Teil durch Rücknahme von Kündigungen des Vorbesitzers, aber auch durch neu geschaffene Arbeitsplätze. Wir reden somit nicht von einem Stellenabbau, sondern im Gegenteil von einem Ausbau verbunden mit einem Umbau der Redaktion, Produktion und Grafik.»

Ob diese Massnahmen genügen, um über die schwierigen Zeiten zu kommen, wird sich zeigen. Langhart bleibt aber weiter positiv: «Es gilt, die ‘annabelle’ gesamtheitlich gut aufzustellen und sich immer wieder zu fragen, was die Leserin von der ‘annabelle’ erwartet. Wir werden in Zukunft vermehrt auf neue Geschäftsfelder setzen und werden die Marke ‘annabelle’ noch erlebbarer machen. Wichtig für uns ist sicherzustellen, dass die richtigen Mitarbeiter am richtigen Ort sind und Freude an ihrer Arbeit haben», so Langhart weiter. «Teils komplizierte Prozesse werden wir durch schlanke, einfache und kostengünstigere ersetzen, ohne aber an der Qualität zu sparen. Weiter gilt es, in den Bereichen Marketing, Druck und Vertrieb für ein optimales Preis-Leistungs-Verhältnis zu sorgen.»

Apropos Preis: Wie viel die TX Group letztes Jahr für den Verkauf der «annabelle» gelöst hat, wollten die beteiligten Parteien damals nicht sagen. Im aktuellen Geschäftsbericht des Medienhauses wurden sie nun aber doch noch publik: «4,955 Millionen Franken brachte uns der ‘annabelle’-Verkauf. Das ist im Geschäftsbericht 2019 so ausgewiesen», sagte CEO Christoph Tonini kürzlich gegenüber persoenlich.com. Die Zahl will Langhart nicht weiter kommentieren: «Mit der TX Group haben wir Stillschweigen über den Kaufpreis vereinbart. Ich möchte aber feststellen, dass die von Ihnen erwähnte Summe in keiner Weise der Realität entspricht.» 

Doch eigentlich ist es egal, wie viel die neuen Besitzer für die «annabelle» bezahlt haben. Viel wichtiger ist doch die Frage, ob sie rückblickend nochmals kaufen würden. Langhart: «Ja, wir würden die 'annabelle' wieder kaufen. Sie ist ein Schmuckstück und passt sehr gut zu uns. Wir haben noch viel vor mit der 'annabelle'».

So optimistisch sich die Besitzerin gibt, so pessimistisch sind hingegen Branchen-Insider. «Die nächsten Monate werden zeigen, ob der dramatische Inseraterückgang nur mit einem besseren Preis-Leistungs-Verhältnis in allen Bereichen aufzufangen ist. Die ‘annabelle’ kämpft ums Überleben, wie andere Titel auch. Und es ist mehr als fraglich, ob die ‘annabelle’ den Sommer überleben wird.»

Good News gibt es aber auch: Die «annabelle» hat eine neue Produzentin gefunden: Michèle Roten, die vor allem durch ihre Kolumnen im «Magazin» berühmt geworden ist, hat am 1. April ein 50-Prozent-Pensum übernommen, wie Brigit Langhart im Gespräch mit dem Klein Report abschliessend bestätigt.