Die deutschen Ministerpräsidenten der Länder wollen im Juni über eine Werbereduzierung von ARD und ZDF beraten. Dies berichtet die «Bild»-Zeitung am Mittwoch. Schätzungen zufolge nehmen die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender jährlich etwa 500 Millionen Euro durch Werbung ein.
«Rheinland-Pfalz kann sich eine Werbereduzierung vorstellen, das muss aber im Zusammenhang mit der Beitragsstabilität gewichtet werden», erklärte die Staatssekretärin Jacqueline Kraege (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Das Land Rheinland-Pfalz hat den Ländervorsitz für Medien. Ein kompletter Werbeverzicht sei jedoch illusorisch, denn trotz Mehreinnahmen wäre ein grosser Betrag aufgezehrt.
Der Deutsche Journalistenverband nahm den «Bild»-Artikel zum Anlass, um davor zu warnen, ein mögliches Werbeverbot für ARD und ZDF als Sparorgie zu missbrauchen. «Die Werbeeinnahmen sind ein fester Posten auf der Einnahmeseite des öffentlich-rechtlichen Rundfunks», meint DJV- Bundesvorsitzender Michael Konken.
Hintergrund dieses Vorgehens ist, dass der frühere Verfassungsrichter Paul Kirchhof seit Längerem für einen Totalverzicht bei der Werbung plädiert. Er sieht in den voraussichtlichen Milliardenmehreinnahmen durch den neuen Rundfunkbeitrag eine einmalige Chance und fordert: ARD und ZDF sollen komplett werbefrei werden.
Die in der vergangenen Woche bekannt gewordenen Mehreinnahmen aus dem Rundfunkbeitrag riefen auch den Verband Privater Rundfunk und Telemedien auf den Plan. Im TV bestehe spätestens jetzt genug wirtschaftlicher Spielraum für einen Ausstieg aus der Werbung, erklärte der Vorstandsvorsitzende Tobias Schmid.