Content:

Montag
04.09.2023

Medien / Publizistik

Will wieder eine Boulevardzeitung und keine Bezahlschranke: Felix E. Müller...(Bild: NZZ)

Will wieder eine Boulevardzeitung und keine Bezahlschranke: Felix E. Müller...(Bild: NZZ)

Felix E. Müller war Mitgründer der «NZZ am Sonntag» und deren Chefredaktor während 15 Jahren. Heute präsidiert er den Stiftungsrat des Medienausbildungszentrums (MAZ). Daneben schreibt er in der «NZZ am Sonntag» weiterhin eine Kolumne, die «Medienkritik» heisst.

Müller ist 72 Jahre alt und hat seit 1997 ausschliesslich für die «Neue Zürcher Zeitung» geschrieben, in unterschiedlichen Ressorts. Eine Nähe zum Boulevard kann man ihm also schlecht attestieren.

Der Pensionär widmete sich am Sonntag dem Boulevardblatt «Blick». Er fragt die Leserinnen und Leser: «Wer soll diesen ‚Blick‘ bloss lesen?» Das NZZ-Urgestein hadert mit dem Entscheid von Ladina Heimgartner, CEO der «Blick»-Gruppe. Einige Artikel sind seit ein paar Wochen nämlich bezahlpflichtig.

Müller weiss aber: «Der klassische ‚Blick‘-Leser ist ein Gratisleser.» Wahrscheinlich weil er kein Geld hat, zerrissene Kleider trägt und auf einem fleckigen Sofa schläft. Solche Menschen grasen das Internet nach Gratismeldungen ab.

Früher habe der «Blick» im Bundeshaus Furcht und Schrecken verbreitet, schreibt er. Mit der Bezahlschranke sei diese Gefahr nun gebannt. Denn: Die Enthüllungsstorys würden von der einstigen «Blick»-Leserschaft nicht mehr angeklickt. Das Geld fehlt ja, leider.

Noch etwas ist dem Medienkritiker aufgefallen: «Heute führt die Dufourstrasse nicht einmal mehr Kampagnen gegen Fussballnationaltrainer.» Der «Blick», Müllers zweite Kritik, sei auch kein Boulevardmedium mehr.

Die Unterschiede zur «NZZ am Sonntag» verschwinden immer mehr, aber das schreibt Felix E. Müller nicht. Und irgendwann gibt es auch keine «NZZ am Sonntag» mehr, sondern einfach die siebte NZZ-Ausgabe. Auch das schreibt er nicht.

Für den Klein Report ist klar: Bis dahin sollte der frühere Chefredaktor, MAZ-Stiftungsratspräsident und Medienkritiker sich die kritische Frage stellen, ob er vom heutigen Mediumkonsum noch eine relevante Ahnung hat – oder nicht.

Die Antwort ist nicht zahlungspflichtig.