Am Schweizer Medienforschungstag ist die «Better Prediction Initiative» dem Werbe- und Media-Markt am Donnerstag vorgestellt worden.
Der Klein Report hat im Nachgang mit CEO der WEMF Jella Hoffmann über den Anlass selber, die ersten Reaktionen und mögliche Verbesserungen gesprochen. Chefredaktorin Ursula Klein hat Jella Hoffmann befragt.
Wie ist in den ersten Reaktionen die neue Transparenz-Initiative aufgenommen worden?
Jella Hoffmann: «Kurz würde ich sagen: positiv und sehr interessiert. Wir haben bereits in der Launch-Woche mehrere Anfragen von Fachmedien sowie am Event viele Feedbacks erhalten, dass dies eine sehr gute Initiative sei. Weil die ‚Better Prediction Initiative‘ dafür sensibilisiert, sich mit Predictions auseinanderzusetzen und den Markt motiviert, Blackboxen zu öffnen. Dabei ist mir in den Gesprächen wieder bewusst geworden, dass Online-Targeting-Predictions sowie dahinterliegende Prozesse und Algorithmen ein sehr technisches und auch mathematisches Thema sind. Es wird also sicher noch Fragen geben, die wir sehr gerne beantworten und vertieft erklären.»
Wie war das Feedback von Seiten der Media-Agenturen auf das erste Instrument der Online-Transparenz-Initiative, den «Prediction Accuracy Check»?
Hoffmann: «Was ich bisher sagen kann – wir haben ja am 19. Oktober offiziell gelauncht –, spüren wir hier auch von Seiten Agenturen sehr viel Interesse. Gerade im Bereich der Online-Targetings bleibt oft undurchsichtig, was man bei einem gebuchten Targeting bekommt. Der Prediction Accuracy Check (PAC) schafft hier Klarheit und hilft damit den Agenturen, zu bewerten, welche Targeting-Leistung sie erhalten. Bei PAC-zertifizierten Schweizer Publishern und Vermarktern buchen sie damit nicht mehr die Katze im Sack. Entsprechend unterstützt der Agenturverband LSA explizit diese Wemf-Initiative.»
Auf der Bühne hat der CEO der mmb media agentur ag, Thorsten Schoen, mit dem WEMF Senior Product Consultant Roger Lang am Schweizer Medienforschungstag über die Wünsche der Media-Profis gesprochen. Was ist hier seine Botschaft aus der Agentur-Branche an die Wemf?
Jella Hoffmann: «Gemäss Thorsten Schoen hätten insbesondere bei den Analyse-Tools die User Experience sowie die Performance den höchsten Stellenwert. Und bei den verfügbaren Daten käme es auf die Vollständigkeit der Medien und auf umfangreiche Konsuminformationen für die Analyse von Zielgruppen an ...»
...Was ist Schoens Meinung dazu?
Hoffmann: «Er findet, die WEMF mache da bereits einen ziemlich guten Job. Die Agentur mmb hat sich zudem entschieden, auf die neue Software Agency.OS umzustellen. Dies vor allem wegen der Konnektivität zu WEMF-Daten, wegen des Softwaredesigns sowie des Vor-Ort-Service und Supports durch die WEMF. Für uns ist es natürlich toll, dass nun bald die ersten Agenturprofis unsere Software im Livebetrieb haben.»
Gibt es schon Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten?
Jella Hoffmann: «Ganz wichtig ist – und das hören wir immer wieder von Agenturen – die Vollständigkeit und die Aktualität der Daten in unserer Mediendatenbank MedienDB. Das heisst, dass möglichst alle buchbaren Print- und Onlinemedien ihre Angebote in der MedienDB eintragen sollten – sowie dann auch aktuell halten. Potenzial für eine Erweiterung bestünde im Hinblick auf andere Mediagattungen. Das sehen wir auch so und haben das bereits auf unserer Entwicklungsliste, sofern bei den jeweiligen Gattungen ein entsprechendes Interesse besteht.»
Sie haben zum ersten Mal selber als Moderatorin durch den ganzen Anlass geführt. Was sind Ihre ganz persönlichen Eindrücke und was Ihr Fazit?
Jella Hoffmann: «Für mich war das ein sehr gelungener Anlass. Wir haben neben den lancierten Innovationen auch für bestehende Angebote mehrere konkrete Use Cases von WEMF-Kunden zeigen können. Dass es diesmal ein ‚purer WEMF‘-Event war, ist sehr gut angekommen – das habe ich zumindest von ganz vielen Gästen gehört. Und der Raum war nach drei Stunden Content noch immer voll. Die Branche ist also wegen uns und unseren Daten gekommen und geblieben. Besser geht es nicht ...»
... und Ihr neues Engagement als Moderatorin?
Hoffmann: «Dass ich dieses Mal als Moderatorin im Einsatz war, war für mich sehr speziell und aufregend. Dabei hat mich das unheimliche Engagement der WEMF-Mitarbeitenden extrem motiviert. Es waren nahezu alle im Einsatz: auf der Bühne oder hinter den Kulissen. Der Erfolg des Medienforschungstags 2023 war also eine absolute TEAM-Leistung.»
Die WEMF ist ein Joint Industry Committee (JIC). Der Verein WEMF hält 100 Prozent der Aktien. Dieser besteht aus den Verbänden: Schweizer Medien, Médias Suisses, Stampa Svizzera, Schweizer Werbe-Auftraggeberverband und Leading Swiss Agencies. Hier sind viele verschiedene Interessen vereint. Wie ist die Situation auf operativer Ebene für Sie und Ihr Team?
Jella Hoffmann: «Richtig, verschiedene Marktplayer bedeuten auch manchmal verschiedene Interessen. In einem solchen Fall zu vermitteln, liegt in der Natur eines JICs. Voraussetzung ist, dass in unseren Gremien wie dem Verwaltungsrat, der User Commission sowie der Forschungskommission die verschiedensten Perspektiven vertreten sind. So können wir dort transparent für alle Seiten informieren und offen auch die divergierenden Meinungen diskutieren. Es sind natürlich nicht immer alle zu 100 Prozent zufrieden, jedoch haben wir bisher immer eins von beiden gefunden: Konsens oder Kompromiss.»
Sie sind seit über zehn Jahren bei der WEMF AG für Werbemedienforschung und seit zehn Monaten deren CEO. Was sind Ihre Eindrücke der letzten Monate in der neuen Position?
Jella Hoffmann: «Seit Anfang des Jahres habe ich viele unserer Kundinnen und Datenuser persönlich besucht. Man spürt dabei die zunehmenden Herausforderungen im Werbemarkt und den wirtschaftlichen Druck. Gleichzeitig sehe ich aber auch grosses Vertrauen in unsere Kompetenz und Produkte. So bin ich – und zwar nicht nur, weil ich selbst ein Zahlenfan bin – fest davon überzeugt, dass Transparenz und verlässliche Daten relevanter denn je sind ...»
... und was heisst das für die WEMF?
Hoffmann: «Wichtig ist mir immer, dass wir unsere Produkte ständig weiterentwickeln. In den letzten Monaten habe ich zudem einen Fokus darauf gelegt, zum Beispiel mit Webinaren und persönlichem Support dafür zu sorgen, dass die User die Daten für sich optimal einsetzen. Das ist zeitaufwendig und nie fertig, aber der erste Erfolg zeigt sich bereits in steigenden Zugriffszahlen auf unsere Daten. Und besondere Freude macht es mir natürlich, wenn ein kompetentes Team eine Idee in eine marktreife Innovation verwandelt: wie die im April wiedergeborene MACH Total Audience, das im Mai lancierte Tool Agency.OS oder die brandneue ‚Better Prediction Initiative‘.»