Die Wettbewerbskommission (Weko) hat wieder einmal eine Vorabklärung über «Kartelle und andere Wettbewerbsbeschränkungen» in der Kommunikationsbranche eingestellt. Und wieder ging es mehrere Jahre, bis die Wettbewerbshüter feststellten, «dass es sich insgesamt nicht rechtfertigt, weitere aufwendige Abklärungen im Rahmen einer Untersuchung vorzunehmen».
Alles hat im März 2009 begonnen - es ging um die TV- und Radiovermarktung in der Schweiz. Etwa sieben bis zehn Radiovermarkter tummelten sich damals in der Schweizer Radiovermarktung: IP Multimedia (Schweiz) AG, Publicitas mit der Radiotele AG, Spotpromotion AG, die Belcom AG, The Cover Media AG, Mediapro GmbH und Radioemotion AG. Heute sind die Firmen entweder umstrukturiert, in anderem Besitz oder selig.
Die Schweizer TV- und Radiovermarktung dominiert volumenmässig die staatliche SRG mit ihrer Vermarktungstochter Publisuisse. Daneben gibt es heute namhaft nur noch die Goldbach Group (IP Multimedia AG). Die beiden bilden zusammen ein Duopol auf dem Markt. Und beide haben in den letzten Jahren intensiv zu ihren Gunsten damit gearbeitet: Die SRG unter anderem durch die teuren und über Gebühren finanzierten Buchungstools, die Goldbach Group unter anderem über den kombinierten Verkauf von TV- und Radiowerbezeit.
Und niemand sollte glauben, dass diese beiden Player nicht geschmeidig auf den Preiswettbewerb reagieren. Die SRG agiert wie ein Privatunternehmen auf dem Vermarktungsmarkt, dementsprechend professionell wird verkauft. Nach aussen, vor allem für die Politik, verteufelt die SRG-Spitze das Duopol, hinten wird abgeschöpft.
Die Goldbach Group wiederum, gegen die diese Vorabklärung unter dem Titel «TV- und Radiovermarktung durch die Goldbach Group» über fast sechs Jahre lief, hat gegenüber der Wettbewerbskommission eine «Verpflichtungserklärung für ihr zukünftiges Verhalten in der Vermarktung bzw. Vermittlung von TV- und Radiowerbezeit abgegeben», wie aus Weko-Dokumenten von Ende November hervorgeht.
Nun darf man gespannt auf den angekündigten Schlussbericht der Weko warten. Im Onlinebereich wird man aber sicherlich nicht sechs Jahre warten müssen, bis in der Schweiz grossmehrheitlich staatliche Unternehmen den Markt beherrschen: Die staatliche Swisscom tut dies bereits mit der vor Kurzem ganz übernommenen Suchmaschine local.ch und bei der SRG wartet der Markt nur darauf, bis der gebührenfinanzierte Koloss im Online den Markt flutet. Eine (gewollte) schöne Bescherung!