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Montag
31.07.2023

TV / Radio

Aktuelle Sendung: Als Ordensschwester Silvia Pauli die Schweigekultur ihrer Familie durchbricht und sich der Nazi-Vergangenheit ihres Grossvaters stellt, bricht vieles in ihr auf…    (Screenshot «Fenster zum Sonntag», SRF)

Aktuelle Sendung: Als Ordensschwester Silvia Pauli die Schweigekultur ihrer Familie durchbricht und sich der Nazi-Vergangenheit ihres Grossvaters stellt, bricht vieles in ihr auf… (Screenshot «Fenster zum Sonntag», SRF)

«Christen aus Freikirchen, Landeskirchen und der Evangelischen Allianz» - wie es in der eigenen Definition heisst - haben beim Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) seit 1995 eine gemeinsame Plattform mit der Sendung «Fenster zum Sonntag». Trägerschaft des Magazins ist die Stiftung Christliches Fernsehen.

Das stösst jetzt der Juso sauer auf, wie die «Schweiz am Wochenende» berichtet. Juso-Präsident Nicola Siegrist lässt sich zitieren: «Ich finde es befremdlich, dass SRF privaten christlichen Produktionsfirmen eine Plattform bietet.»

Siegrists Begründung: «Religiöse Propagandasendungen im öffentlichen Rundfunk gehören gestrichen, insbesondere dann, wenn dahinter auch Freikirchen stehen und sie fragwürdige Geschichten zu göttlichen Zeichen erzählen.»

Der Zeitpunkt der Kritik ist nicht zufällig. Im Januar 2024 endet der aktuell geltende Vertrag für das «Fenster zum Sonntag» auf SRF.

Produziert wird die wöchentlich 30-minütige Sendung von den privaten Firmen Alphavision und ERF Medien. Redaktionell wird das Magazin von der Alphavision in Wangen bei Olten verantwortet, der Talk mit Moderator Ruedi Josuran von ERF Medien.

ERF feierte diesen Mai sein 50-jähriges Bestehen und bezeichnet sich als multimediales Medienunternehmen, das via Radio, TV, Internet und Print «von der Liebe Gottes zu allen Menschen» berichtet, «unabhängig, überkonfessionell und politisch neutral».

Andere Parteien sehen das «Fenster zum Sonntag» weniger kritisch. Marc Rüdisüli, Präsident der Jungen Mitte, kontert der Juso, er finde es entscheidend, dass sich die Sendung eigenständig finanziere: «Dies aus dem Grund, weil die Sendung ein Projekt unter anderem von Freikirchen und der Evangelischen Allianz ist.» Er möchte die Sendung deshalb weiter im Programm sehen. «Religion ist für viele Menschen wichtig und viele haben Sehnsucht nach Spiritualität.»

Das Budget der jährlich 52 Sendungen beträgt gemäss Website von Alphavision 2,8 Millionen Franken. Finanziert wird es durch Spenden, zum Beispiel im Trauerfall, oder auch durch Legate und Vermächtnisse. Auch Werbung und Sponsoring werden in die Sendung integriert.

Ein anderer Kritiker ist schon länger der Sektenexperte Hugo Stamm. In einer Kolumne auf watson schrieb er im März, die Sendung müsse verschwinden, sie sei «eine reine Missionsaktion christlicher Eiferer».

Bei SRF heisst es dazu auf der Webseite zur Sendung relativierend, in einer halben Stunde würden «aktuelle Themen aus einer christlich-ethischen Perspektive» verhandelt.

Schaut man die Themen etwas differenzierter an, findet man keineswegs nur leichte Stoffe. Berichtet wird zum Beispiel vom Alltag mit häuslicher Gewalt. Gerettet wurde die Beziehung dann mit Gebeten. Auch Adoption, psychische Traumata und der Tod des eigenen Kindes waren schon Gesprächsgegenstand beim «Fenster zum Sonntag».

In der aktuellen Sendung im «Fenster zum Sonntag» steht die Ordensschwester Silvia Pauli im Zentrum. Sie durchbricht die Schweigekultur ihrer Familie und stellt sich der Nazi-Vergangenheit ihres Grossvaters.

Die langjährige Moderatorin Aline Baumann schreibt zu diesem Konzept: «Es geht mir nicht um Religion, sondern um eine moderne Sicht auf den Glauben.»