Mit dem Abgang des CEOs der «Neuen Zürcher Zeitung», Veit Dengler, muss jetzt verstärkt dessen unglückliche Personalpolitik in den Fokus des Verwaltungsrats rücken. Zu sehr ist intern und extern der Eindruck entstanden, der alternative Konzernsitz befinde sich an der Donau.
Die Liste derer, die Dengler aus Österreich geholt hat, ist lang, und dass darunter klare Fehlbesetzungen sind, wird seit geraumer Zeit angeprangert. Der Klein Report hat nichts gegen unsere Nachbarn aus dem Osten, aber es fällt auf, dass es vor allem diese Personalien waren, die im Hause der NZZ immer wieder für Kopfschütteln gesorgt haben.
So verliess die mit vielen Vorschusslorbeeren bedachte NZZ-Media-Chefin, Karin Carpentier, nach gut einem Jahr wegen ausbleibender Erfolge die Firma wieder.
Die ebenfalls mit viel Brimborium installierte Chefredaktorin Neue Medien, Anita Zielina, wurde nach nur einem Jahr still und leise in die Konzernleitung geschoben. Es wäre wohl ein Aufstand in der Online-Redaktion ausgebrochen, hätte Zielina, die sich praktisch nie im Newsroom sehen liess und stattdessen lieber auf irgendwelchen Konferenzen rund um den Erdball zugange war, die Geschicke dieses Bereichs weiter geleitet.
Darauf angesprochen, ob die «Neue Zürcher Zeitung» trotz dieser Einschätzung weiterhin an Zielina festhalte, meinte Myriam Käser, Leiterin Unternehmenskommunikation, gegenüber dem Klein Report: «Ja, klar. Die Unternehmensleitung ist sehr gut aufgestellt und wird das Unternehmen auch nach Veit Denglers Weggang geeint führen.»
Im Mai noch holte Dengler den Österreicher Stefan Lassnig an Bord, der den internationalen Verkauf vom Standort Wien aus leiten soll. Sein Team sitzt allerdings in Zürich und bekommt den Chef nur gelegentlich zu sehen. «Er kümmert sich um den internationalen Verkauf und muss deswegen in den internationalen Märkten präsent sein», sagt Käser dazu. Und dass es hier zu Veränderungen kommt, verneinte sie gegenüber dem Klein Report.
Dass auch die Videoredaktion teilweise nach Österreich ausgelagert wurde, obwohl es sich hier um ein publizistisches Produkt der «Neuen Zürcher Zeitung» handelt, wurde intern ebenfalls deutlich kritisiert.
Gegenüber dem Klein Report sagt Käser dazu: «Wir haben Standorte in Deutschland und Österreich, an denen Kolleginnen und Kollegen aus den Bereichen Technologie, Marketing und Video für die Gruppe arbeiten. Zu den Gründen: Erste Video-Expertise in Wien hatten wir schon mit NZZ.at aufgebaut.»
Und auf die Verantwortlichkeiten im Videosegment angesprochen, meinte die Kommunikationsleiterin: «Sara Manzo führt den Bereich Video von Zürich aus. Sie rapportiert an Anita Zielina.»
Ein Medienunternehmen mit Sitz in Zürich sollte in allererster Linie hiesige Mitarbeiter rekrutieren, denn die DNA der «Neuen Zürcher Zeitung» ist eine zürcherische, keine wienerische. Etienne Jornod, Verwaltungsratspräsident der NZZ, muss das bei der Aufstellung der neuen Unternehmensführung sehr genau beachten, meint der Klein Report.