Wer Bauer ist, hat immer noch bessere Chancen, in den National- oder Ständerat zu kommen, als Journalistinnen und Journalisten.
Das hat sich auch bei den Parlamentswahlen vom 22. Oktober bewahrheitet. Viele Ex-Journalistinnen und -Journalisten sind auch dieses Jahr angetreten, doch trotz medialer Präsenz hat es nicht gereicht.
Mit Ausnahme der bekannten Influencerin und Journalistin Anna Rosenwasser. Die Zürcher SP-Kandidatin und «Republik»-Kolumnistin sagte im Vorfeld: «Ich kandidiere mit dem Ziel, dass junge Frauen und Queers genau so oft wählen gehen – und im Nationalrat angemessen repräsentiert sind.» Rosenwasser gelang der Coup: Mit über 92’000 Stimmen wird sie nun Nationalrätin.
Vielen anderen ist das nicht gelungen. Zum Beispiel Philipp Gut aus Lenzburg (AG). Der frühere stellvertretende Chefredaktor der «Weltwoche» trat für die SVP an. Im Gegensatz zu «Weltwoche»-Verleger Roger Köppel (ebenfalls SVP) vor acht Jahren schaffte es der Kandidat allerdings nicht, einen Sitz in der grossen Kammer zu erobern.
Auch Stefan Millius scheiterte. Der Journalist, der sowohl für die «Weltwoche» als auch für nebelspalter.ch schreibt, trommelte im Kanton St. Gallen für seine Wahl als Nationalrat. In der Partei «Aufrecht» trat er auf dem ersten Listenplatz an.
Sechster Platz für den Komiker Marco Rima. Der Zuger wollte gleich in den Ständerat. Mit 3’941 Stimmen verfehlte er das absolute Mehr von 19’377 aber deutlich.
Einen der 200 Sitze im Nationalrat, das wollte der frühere «Kassensturz»-Moderator Ueli Schmezer (SP). Der ehemalige SRF-TV-Journalist und Sänger tat alles, um im Kanton Bern Stimmen zu erlangen. Sein Vorbild war Matthias Aebischer (ebenfalls SP), der seit 12 Jahren im Nationalrat sitzt. Dem früheren «Tagesschau»-Moderator werden auch Bundesratsinteressen nachgesagt.
Am Sonntagabend zeichnete sich aber ab: Aebischer hat es (wieder) geschafft, Schmezer nicht. Vielleicht verträgt es nur einen Berner Ex-SRF-Angestellten im Bundeshaus.
Gescheitert ist auch Nadine Jürgensen, die für die FDP antrat. Die Mitgründerin der Plattform «Ellexx» und «Magazin»-Kolumnistin befand sich auf einem hinteren Listenplatz und hätte viele Kandidaten und Kandidatinnen überholen müssen, um den Sprung nach Bern zu schaffen.
Pech hatte Patrick Hässig. Der «Tages-Anzeiger» sah den früheren Radiomoderator nach 168 von 175 ausgezählten Gemeinden und Stadtkreisen als Überraschungssieger. Der Trend setzte sich aber nicht bis zum Ende der Wahlen fort.
Dem Journalisten fehlten 691 Stimmen. Seine Nichtwahl war am Ende so knapp, dass sich auch die «Neue Zürcher Zeitung» irrte und ihn als gewählt aufzählte.