Der Schweizerische Anwaltsverband (SAV) hat den ersten Preis seines Medienpreises an Michael Schilliger, Journalist bei der «Neuen Zürcher Zeitung» (NZZ), vergeben. Den zweiten Platz teilen sich drei Arbeiten von verschiedenen Autoren.
Schilliger wurde für seine Reportage «Monster oder Retter» geehrt, die Ende letzten Jahres erschien. Darin geht der Redaktor der Geschichte des liberianischen Ulimo-Kommandanten Alieu Kosiah nach, der sich seit letztem Dezember vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona verantworten muss.
Dem liberianischen Warlord Kosiah werden Kriegsverbrechen während des Bürgerkriegs in Liberia zwischen 1993 und 1995 vorgeworfen. Die Anklage ist von grosser historischer Bedeutung für die Schweiz – es ist das erste Mal, dass hier ein Fall von Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verhandelt wird.
In diesem Zusammenhang folgte Michael Schilliger den Spuren der Gräueltaten bis nach Liberia ins Dorf, wo er mit Involvierten sprach und versuchte, sich «der Wahrheit anzunehmen», wie der Anwaltsverband am Samstag zur Jury-Begründung schreibt. Die Arbeit von Schilliger wurde nach Veröffentlichung auch als Beweismaterial vor dem Gericht zugelassen.
«Michael Schilligers Reportage zeigt eindrücklich auf, wie wichtig die Wahrheitssuche für Opfer und deren Angehörige ist, aber auch, wie komplex, aufwändig und hürdenreich sich diese Suche nach der Wahrheit gestaltet», kommentiert Michael Schweizer, Jury-Mitglied und Leiter Rechtsdienst SRG, die ausgezeichnete Arbeit.
Der zweite Platz des Medienpreises ging «wegen der hohen Qualität der eingegangenen Arbeiten» an drei verschiedene Köpfe. Geehrt wurden Fati Mansour mit ihrer Artikelserie «Effets de la pandémie de Covid-19 sur la justice» in «Le Temps», Andreas Eberhard vom Strassen-Magazin «Surprise» mit seiner vierteiligen Artikelserie «Lösungen für die IV» sowie «NZZ-Folio»-Journalistin Aline Wanner mit ihrem Text «Der Ex-Vater».
Der Medienpreis des nationalen Dachverbands für Anwältinnen und Anwälte wird alle zwei Jahre vergeben und soll allgemeinverständliche und objektive Aufklärung über das Wesen und die Werte des Schweizer Rechts und dessen Instanzen fördern.
Insgesamt sind die vier vergebenen Preise mit 10'000 Franken dotiert.