Nach dem Skandal rund um die Selbstbedienungs-Mentalität der inzwischen entlassenen RBB-Chefin Patricia Schlesinger gelobten sowohl die politische Seite wie die Verantwortlichen bei den öffentlich-rechtlichen TV-Anstalten, dass in Zukunft massiv gespart werden müsse.
Verschiedene Ideen nach Sparmöglichkeiten wurden gesucht. Die Rechnungsprüfer forderten, den begonnenen Personalabbau konsequent umzusetzen und sich in allen Bereichen nachhaltig zu verschlanken. Um Personalkosten zu verringern, sollten ausserdem Beförderungen in höhere Gehaltsgruppen und hohe Tarifsteigerungen «weitestmöglich» vermieden werden, hiess es damals.
Jetzt hat die «Bild» am Samstag enthüllt, dass diese schönen Versprechungen seit Jahren nur Schall und Rauch sind.
Dazu publizierte die Zeitung eine Liste mit den neusten Gehältern.
Demnach verdiente WDR-Intendant Tom Buhrow vor der Sparankündigung 395'000 Euro. Nach der Spar-Ankündigung waren es 413'000. Intendant Kai Gniffke vom Südwestrundfunk (SWR) verdiente vorher 343'000, nachher 361'000 Euro. Manfred Krupp vom Hessischen Rundfunk (HR) vorher 286'000, nachher 305'000.
Die Zahlen «vorher» beziehen sich auf 2019, als die zuständige Gebühren-Kommission den Öffentlich-Rechtlichen bereits ein «überproportionales Vergütungsniveau» attestierte und «deutliche Anstrengungen» zur Senkung der Luxusgehälter forderte.
Doch seitdem haben WDR, SWR und HR ihren Intendanten sogar eine Gehaltserhöhung spendiert. Kürzungen gab es nur bei Personalwechseln.
Anlass für die neuerliche Aufarbeitung der nun seit 2019 offensichtlich schiefgelaufenen Sparmassnahmen war für die Boulevard-Zeitung ein Ausraster vom SWR-Intendanten und ARD-Vorsitzenden Kai Gniffke, der im NDR Talk «Zapp» bei kritischen Fragen zu seinem Gehalt ziemlich ungehalten wurde und sein Monatsgehalt von rund 30'000 Euro lautstark verteidigte.
Journalist Tilo Jung wollte wissen, wie Gniffke sein gebührenfinanziertes Mega-Gehalt erklärt, und fragte: «Warum verdienen Sie so viel Geld wie der Bundeskanzler?» Dann präzisierte der Moderator: «Warum verdienen Sie 30’000 Euro im Monat?»
Darauf schaltete Gniffke sofort auf Angriff und konterte zum Vergleich mit dem Bundeskanzler: «Die Information ist falsch.»
Tatsächlich liegt das Gehalt von Olaf Scholz bei 30’189 Euro im Monat – und damit 106 Euro höher als Gniffkes SWR-Gehalt.
Bei der Fortsetzung der Fragen nach seinem Gehalt wich Gniffke schliesslich aus: «Gute Frage, falscher Adressat, weil – dieses wird von meinem Verwaltungsrat festgelegt.»
Inzwischen fordert die CDU für die Besoldung der ARD-Chefs einen «Gehaltsdeckel».