Gleich 212 Mal ist die «Arena»-Ausgabe vom 12. Juni beanstandet worden. Die Achtung der Menschenwürde hat die Sendung «Jetzt reden wir Schwarzen» zwar nicht verletzt, sehr wohl aber das Sachgerechtigkeitsgebot, findet die Ombudsstelle.
Die Talk-Sendung reagierte auf die Debatte im Anschluss an die Ermordung von George Floyd in den USA. Nach Aussage der Redaktion ging es darum, nicht nur «über», sondern vor allem «mit» Betroffenen zu sprechen.
Für Unmut sorgte unter anderem der Titel «Jetzt reden wir Schwarzen». Dieser sei nicht eingelöst worden. In der Hauptrunde zum Beispiel war der Komiker Kiko die einzige Schwarze Person. In der Runde standen neben Moderator Sandro Brotz die SVP-Nationalrätin und Polizistin Andrea Geissbühler, SP-Nationalrätin Samira Marti sowie James Foley, der Sprecher von Republican Overseas Switzerland.
Auch der Inhalt der Sendung wurde sehr stark kritisiert. So sei die Existenz von Rassismus in der Schweiz angezweifelt worden, anstatt dass eine ernsthafte Diskussion über Rassismus habe stattfinden können. Rassistischen Stereotypen sei nicht widersprochen und es sei zweimal das «N-Wort» explizit erwähnt worden.
Die Gästeauswahl sei ausgeglichen gewesen, verteidigte sich die «Arena»-Redaktion. Durch Gäste in der zweiten Reihe wie Angela Addo (Juso-Mitglied und Mitorganisatorin Kundgebung «Black Lives Matter») und Gabriella Binkert (Präsidentin SVP Val Müstair) sowie durch Gespräche mit Zugeschalteten waren insgesamt mehr Schwarze Personen Teil der Sendung als Weisse.
«Die Titelsetzung, das Setting, die Auswahl der Gäste, die Animationen und die Fragestellungen liessen erahnen, dass die Sendung nicht gelingen konnte», schreibt die Ombudsstelle in ihrem 17-seitigen Bericht. Die Sendungsverantwortlichen hätten «viel zu viele mögliche Themen» rund um die Geschehnisse in den USA und deren weltweiten Folgen behandeln wollen.
Es sei nicht klar gewesen, worüber die «Schwarzen» aus dem Sendungstitel sprechen würden. Auch die eingangs gestellte Frage «Was ist mit Rassismus in der Schweiz?» sei vage gewesen. «Was heisst ‚Was‘? Spricht man darüber, ob es in der Schweiz Rassismus gibt? Oder welchen Rassismus es in der Schweiz gibt?», heisst es in dem Bericht weiter.
Moderator Sandro Brotz sei zugute zu halten, dass er sich «um Ausgewogenheit bemüht» habe, so das Fazit der SRG-Ombudsstelle. Trotz Erwähnung des «N-Wortes» durch Studiogäste sagte er zum Beispiel, dass er dieses Wort nicht gebrauchen würde. «Solche korrigierenden Bemühungen dienten allerdings, wie ein Beanstander zu Recht schreibt, nach kurzer Zeit nur noch der ‚Schadensbegrenzung‘.»
Dennoch: Die Achtung der Grundrechte und der Menschenwürde ist aus Sicht der Ombudsstelle nicht verletzt worden. «Die Sachgerechtigkeit hingegen konnte aufgrund der Vermischung der verschiedensten Themen und dementsprechend der falschen Zusammensetzung der Runde nicht genügend erfüllt werden.»