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Donnerstag
15.02.2018

Medien / Publizistik

Urs Schwaller sistiert Boni für Post-Chefs

Urs Schwaller sistiert Boni für Post-Chefs

Nach dem Subventionsskandal bei der PostAuto Schweiz AG zieht der Verwaltungsrat Konsequenzen: Die Geschäftsleitung bekommt vorerst keine Boni. Das gilt auch für Post-Chefin Susanne Ruoff. Dennoch geniesst sie weiterhin das Vertrauen des Rats.

«Die Schweizerische Post hat grossen Schaden erlitten», lässt sich Post-Verwaltungsratspräsident Urs Schwaller in einem Kommuniqué zitieren, das die Post nach einer Medienkonferenz vom Donnerstag publizierte. Schwaller betont darin: «Es handelt sich um ein Systemproblem ungeahnten Ausmasses und um ein Versagen auch der Kontrollinstanzen während vieler Jahre.»

Der «in der Post-Geschichte einzigartige Vorfall» müsse nun lückenlos aufgeklärt werden. Dazu wurde eine Taskforce mit unabhängigen Experten ins Leben gerufen. Sie soll die Sachlage und die Verantwortlichkeiten «umfassend» abklären und direkt an den Verwaltungsratspräsidenten berichten. Auch Konzernleitung und Verwaltungsrat werden laut Schwaller überprüft.

Daneben hat der Verwaltungsrat noch eine ganze Reihe weiterer Sofortmassnahmen beschlossen. So werde für die Mitglieder der Geschäftsleitung PostAuto der variable Lohnanteil für das Jahr 2017 aufgeschoben. Sie erhalten vorerst also keine Boni.

Das gilt auch für Susanne Ruoff. «Die Konzernleiterin hat sich entschieden, dass eine Ausrichtung ihres variablen Lohnanteils für das Jahr 2017 ebenfalls aufgeschoben wird», heisst es in der Mitteilung weiter.

Urs Schwaller stellte sich an der Medienkonferenz hinter Ruoff, die sich nun auf die operative Führung des Konzerns konzentriert. Auch der Verwaltungsrat habe ihr an seiner Sitzung vom Mittwoch das Vertrauen ausgesprochen.

Als weitere Massnahme wird das Bereichsziel von PostAuto für das Geschäftsjahr 2018 angepasst. Auf ein Ebit-Ziel werde verzichtet. Neue Akquisitionsvorhaben würden gestoppt, Investitionen in künftige Vorhaben und Projekte neu beurteilt, heisst es in der Mitteilung.

Die PostAuto-Geschäftsleitung wird dem Ad-interim-Führungsteam unter der Leitung von Thomas Baur unterstellt. Um das operative Geschäft sicherzustellen, werde das Team durch «interne und externe Experten» ergänzt. Sie sollen dafür sorgen, dass alle Massnahmen ordnungsgemäss umgesetzt werden.

Zu guter Letzt werden die gesamte Governance und die Strategie von PostAuto überprüft. Erste Erkenntnisse aus den Untersuchungen des Falls werden bis im Mai erwartet. Die externe Nachfolgeregelung für die Leitung von PostAuto werde in den nächsten Wochen kommuniziert, heisst es.

Urs Schwaller rief die Mitarbeiter an der Medienkonferenz auf, Kritik und Fragen anonym über die interne Whistleblower-Stelle «Postcourage» anzubringen, statt sich an die Medien zu wenden.

Der PostAuto-Skandal war Anfang Februar aufgeflogen. Kurz darauf kam Post-Chefin Susanne Ruoff unter Beschuss, da sie von den Vorkommnissen offenbar schon seit Jahren gewusst hat.