Es gibt im Moment einen Sturm im Wasserglas rund um einen SVP-Videoclip. Dieser wurde am Montag aufgeschaltet und ist gemäss «Blick» am Dienstag von YouTube bereits blockiert worden.
Im Videoclip, der mit einer happy tanzenden SVP-Führung Stimmung für die nationalen Wahlen im Oktober machen will, sind unter anderen Bundesrat Albert Rösti, Parteipräsident Marco Chiesa und Fraktionschef Thomas Aeschi oder Magdalena Martullo-Blocher beim choreografierten Tanzen und politisch getexteten Singen zu sehen.
«Geiler, steiler und no viel me! Hey – das isch d’SVP!», ist zum Beispiel zu hören. Oder auch «Kein Schritt links und zwei Mal rächts» sowie «Zrugg zur Schwiiz, zrugg zu eus, Tanzä duet doch niemerdem weh!».
Bauchweh beim Hören hat der Song allerdings bei Sony Music ausgelöst. Der Musikpublisher hat ein Plagiat angemeldet. Die Melodie des Songs erinnere stark an den Hit «We are Family» von Sister Sledge.
Bei diesem Vorwurf zeigt sich nun Thomas Matter beleidigt. Der Zürcher SVP-Nationalrat hatte im Vorfeld der Publikation keinen Kontakt zu den «We Are Family»-Urhebern. Den zahlreichen Medien, die am Dienstag hellhörig geworden sind, weil sie den nach wenigen Stunden gesperrten SVP-Song auf YouTube nicht mehr abrufen konnten, versuchte der helvetische Banker mit dem bisher verheimlichten Talent zu erklären, er habe den Song zusammen mit einem befreundeten Produzenten geschrieben und sich selbst ausgedacht. Es handle sich nicht um ein Cover.
«Die Sperrung ist offensichtlich politisch motiviert», meinte Matter am Telefon gegenüber dem «Tages-Anzeiger».
Gemeldet hat das vermeintliche Plagiat nämlich der Satiriker Karpi. Dieser habe online ausdrücklich davon gesprochen, die SVP «verpetzen» zu wollen.
Aber wer einmal zur Schule gegangen ist, hat dort zumindest das lernen können: Petzen lohnt sich nicht! Nachdem nämlich am Dienstag die ganze Palette der Schweizer Medien mit zum Teil hämischer Schadenfreude über den Ideenklau der SVP berichtet hat, wurde die Neugier am Videoclip erst richtig geweckt.
«Earned Media», würde der Profi sagen, denn jetzt wissen alle, dass es einen solchen Song gibt. Und wer ihn trotz Verbannung auf YouTube trotzdem suchen wollte, kann nach wie vor fündig werden auf Blick online, in einer Kurzfassung auf dem X-Account von Karpi sowie in voller Länge auf der Webseite der SVP. Dort lässt sich auch ein PDF mit dem ganzen Songtext downloaden. Und dieser ist garantiert so original, wie nur ein SVP-Werbetext originell sein kann.
Zurzeit arbeitet Thomas Matter daran, den Song auf YouTube wieder freischalten zu können. Dazu versuchen verschiedene Spezialisten des Urheberrechts, den Sturm im Wasserglas wieder zu beruhigen.