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Donnerstag
17.12.2015

Medien / Publizistik

Verleger und Medienunternehmer sind irritiert vom Plazet der Wettbewerbskommission (Weko) zur Swisscom/SRG/Ringier-Vermarktungsallianz. Der Verband Schweizer Medien fordert vom Bundesamt für Kommunikation (Bakom), die SRG zurückzupfeifen oder aber den neuen Werbevermarkter für alle Interessierten zu öffnen.

Der Weko-Entscheid vom 16. Dezember kam für den Verlegerverband «allerdings nicht überraschend, da die Weko die Wettbewerbsverzerrung durch die Beteiligung der staatlich kontrollierten Swisscom und der gebührenfinanzierten SRG bei ihrer Entscheidung nicht berücksichtigen konnte».

Problematisch hält der Verband besonders die «Vorfinanzierung über Gebührengelder», die dem neuen Vermarkter einen «erheblichen Vorteil» verschaffe: Die einseitige Wettbewerbsverzerrung und «die Ausdehnung der staatlichen Medienfinanzierung in den privaten Werbemarkt» entzögen den privaten Verlagen Werbegelder, finden die Verleger.

Der Verband erwartet deshalb von der laufenden Prüfung durch das Bakom, die Allianz «in dieser Form zu verbieten oder sicherzustellen, dass die Nutzerdaten der Swisscom und der SRG sowie die Inhalte der SRG diskriminierungsfrei zu den gleichen Konditionen weitergegeben werden oder sich alle interessierten Partner gleichberechtigt am Werbevermarktungs-Joint-Venture beteiligen können».

Damit die privaten Medienunternehmen, die sich im Nachteil fühlen, auf Wettbewerbsverzerrungen aufmerksam machen können, ist es für den Verlegerverband zudem «unabdingbar», die betroffenen Unternehmen durch Akteneinsicht und Stellungnahmen ins Prüfungsverfahren einzubeziehen.

Und auch auf Unternehmerseite waren am Mittwoch deutliche Worte zum Weko-Entscheid zu hören. Bruno Oetterli, Geschäftsleiter der Marketingagentur A-Tension AG, nahm «mit einigem Erstaunen» zur Kenntnis, dass die Weko dem Joint Venture ohne Auflagen zugestimmt hat. Insbesondere für die SRG könnte sich der Entscheid als Bumerang erweisen: «Ich weiss nicht, ob es ein glücklicher Entscheid ist, insbesondere für die SRG, denn zum einen wird dieser Entscheid sicher Auswirkungen auf die Diskussionen um den Service public haben und zum anderen könnte die kürzlich zustande gekommene Billag-Initiative damit einen eigentlichen Steilpass erhalten haben», sage Oetterli am Mittwochnachmittag gegenüber dem Klein Report.

Und Hans-Ueli Zürcher, Mitinhaber der Cover Media AG, fand den Entscheid schlicht «unglaublich»: «Damit die Weihnachtsgans nicht durch ein Kopf belastendes Magenknurren genossen werden muss, wird die ganze Geschichte von der Weko abgesegnet. Wer ruft hier Bananenrepublik und Korruption? Keiner, oder besser gesagt noch keiner!», sagte Zürcher voraus, obwohl er mit dem Ausdruck Bananenrepublik in einer Klein-Report-Umfrage nicht alleine war.

Es könne nicht sein, dass sowas mir nichts dir nichts als erledigt abgehakt werde. «Könnte es auch sein, dass dieser Monopolist sich selbst auffrisst? Die unterschiedlichsten Kulturen werden in einen Topf geworfen und müssen sich auf einen gemeinsamen Nenner einigen.» Auch mit dem unheiligen Segen der Weko sei dies «ohne Nebengeräusche» nicht zu schaffen.

«Und diese Nebengeräusche werden heftig sein. In Zeiten, wo Flexibilität und Kreativität gefragt sind hat dieser Swisscom-SRG-Ringer-Dampfer keine ruhige Seefahrt vor sich. Es werden nicht nur Verleger-Eisberge sein, die dem Dampfer zu schaffen machen werden, sondern auch die freien, flexibleren und somit zeitgerechteren Vermarkter und nicht zuletzt die Googels und Facebooks, die man mit diesem halbstaatlichen Konstrukt `bekämpfen` will», sagte Zürcher gegenüber dem Klein Report.

«Dies ist aber nur die eine Seite dieser Blechmedaille. Viel mehr zu denken gibt, dass eine zahnlose Weko dazu ihren Segen gibt... und sowas mitten in Europa!»