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Donnerstag
28.07.2016

TV / Radio

«Heute muss man immer alert sein» (© SRF)

«Heute muss man immer alert sein» (© SRF)

Unser Mann in Amerika, Beat Soltermann, wechselt nach Bern und wird Redaktionsleiter von «Echo der Zeit», wie der Klein Report bereits berichtet hat. Weil der Wechsel zurück in die Heimat doch einige Fragen aufwirft, hat der Klein Report Beat Soltermann damit konfrontiert.

Sie haben als US-Korrespondent einen sehr spannenden Job, vor allem was das Duell zwischen Trump und Clinton betrifft. Von Langeweile keine Spur?
Beat Soltermann: «Langweilig ist es hier in den USA auf jeden Fall nie. Fast jeden Tag könnte man über mindestens vier spannende Themen berichten. Und jetzt, im Präsidentschaftswahlkampf, erst recht. Schon der Wahlkampf 2012 (Obama-Romney) war eine wilde Sache. Doch der aktuelle übertrifft alles. Das ist journalistisch interessant und herausfordernd. Es gibt sehr viel zu erklären.»

Sie sind seit 2011 in den USA und haben damals gesagt, es sei ein Traum in Erfüllung gegangen. Nun geben Sie diesen Traum wieder auf? Warum?
Soltermann: «Bei Schweizer Radio SRF sind die Einsätze der Auslandkorrespondenten zeitlich limitiert auf vier bis sechs Jahre. Meine Zeit hier in den USA läuft 2017 aus. Das heisst, es war immer klar, dass nächstes Jahr Schluss sein wird. Umso schöner wird die Stelle des `Echo`-Chefs frei - und bekam gerade ich den Zuschlag.»

Sie waren Praktikant bei CNN in Atlanta. Was haben Sie in dieser Zeit gelernt?
Soltermann: «Ich war ein halbes Jahr Praktikant für die Sendung CNN Newsroom. Das war im Sommer 1994. Damals hat man noch mit analogen Videotapes gearbeitet. Steinzeit, im Vergleich zu heute. Und Ted Turner hatte sein Büro im sechsten Stock des CNN-Gebäudes. Ich habe verschiedene Aufgaben für die Sendung wahrgenommen und am Ende einige Segmente produziert.»

Was hat sich heute, mehr als 20 Jahre später, am meisten geändert?
Soltermann: «Die Medienwelt in den USA ist viel schneller geworden, noch schneller als in der Schweiz, muss man sagen. Das Internet und die sozialen Medien haben den Journalismus stark verändert. Auch als Korrespondent muss man heute immer alert sein. Dieses ständige Unter-Strom-Sein ermüdet bisweilen auch.»

Welche Themen beschäftigen Sie als Korrespondent seit 2011 besonders?
Soltermann: «Zwei Präsidentschaftswahlkämpfe und eine Zwischenwahl, die Blockade-Politik im Kongress und ihre Folgen, Massenschiessereien und die Rassenproblematik, die sich immer stärker öffnende Schere zwischen armen und reichen Menschen, Obamas Aussenpolitik, Terrorismus und der NSA-Skandal und natürlich der US-Steuerstreit mit den Schweizer Banken.»

Was nehmen Sie mit an guten Erinnerungen an die USA, welche waren nicht so gut?
Soltermann: «Die vielen Begegnungen mit Amerikanerinnen und Amerikanern in 50 Bundestaaten und aus allen Gesellschaftsschichten - vom Minister und Senator in Washington über innovative Unternehmer im Rust Belt bis hin zu den Demonstranten in Ferguson oder einer älteren Frau, die ihr Haus verlor und nun mit ihrem Mann in einem Zelt wohnt. Die vielseitige Landschaft und die Nationalparks. Und der Optimismus, trotz all der riesigen Probleme, die dieses Land hat. Nicht vermissen werde ich hingegen die schlechte Infrastruktur und die grosse US-Bürokratie.»

Sie haben bereits in den USA studiert und zwar an der Iowa State University. Wie lange waren Sie im Mittleren Westen der USA?
Soltermann: «Ich war von 1993 bis 1994 in Iowa. Nach Abschluss der Matura und vor dem Studienbeginn in der Schweiz wollte ich damals eine Auszeit machen und studierte an der Iowa State University Journalismus. Die Wahl war reiner Zufall. Ich hatte mich bei einigen US-Unis per Brief beworben, das Internet war damals praktisch inexistent, und mich dann für Iowa entschieden. Eine wunderbare Zeit! Das Studium war abwechslungsreich und sehr praktisch. Wir machten Radio, Fernsehen und produzierten eine eigene Tageszeitung, die der Stadtzeitung das Wasser abgrub.»

Sie treten Ihre neue Stelle 2017 an. Was werden Sie in der verbleibenden Zeit in Amerika noch machen?
Soltermann: «Zuerst möchte ich natürlich wie alle anderen wissen, wer im November die Präsidentschaftswahl gewinnt. Danach gilt es, die ersten Monate der neuen Regierung noch zu beobachten. Ich hab auch noch ein paar Ideen für Geschichten in einem Mäppchen, die ich schon lange mal realisieren wollte. Hoffentlich klappt das noch. Stay tuned.»

Als Korrespondent in den USA sind Sie viel herumgereist, als Redaktionsleiter vom «Echo der Zeit» übernehmen Sie hingegen einen Bürojob. Keine Angst vor dem Bürokoller?
Soltermann: «Nein, diese Angst habe ich nicht. Ich bleibe ja weiterhin journalistisch aktiv. Und falls der Bürokoller doch mal kommen sollte, erinnere ich mich an die Zeit hier drüben zurück.»

Ihre Stelle übernimmt Isabelle Jacobi. Welche Tipps geben Sie ihr mit auf den Weg für ihr Abenteuer in den USA?
Soltermann: «Ich denke nicht, dass Isabelle Jacobi Tipps von mir braucht. Sie kennt die USA und wird einen super Job machen!»

Worauf freuen Sie sich bei Ihrer neuen Tätigkeit in Bern am meisten?
Soltermann: «Auf das grossartige `Echo`-Team und darauf, die Sendung zusammen mit dem Team auf qualitativ hochstehendem Niveau weiterzuentwickeln. Es wird spannend und herausfordernd. Doch so soll es ja auch sein!»