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Donnerstag
23.12.2021

TV / Radio

Aufreger: «Unter dem Deckmänteli ‘Satire’ wird das Terrain für Masseneinbürgerungen und Ausländerstimmrecht vorgespurt», beschwerte sich ein SVP-Mitglied. (Bild Screenshot SRF)

Aufreger: «Unter dem Deckmänteli ‘Satire’ wird das Terrain für Masseneinbürgerungen und Ausländerstimmrecht vorgespurt», beschwerte sich ein SVP-Mitglied. (Bild Screenshot SRF)

In einem episch langen Beschwerdebrief hat sich jüngst ein bekennendes SVP-Mitglied darüber aufgeregt, dass SRF-Satiriker «Deville» am späteren Sonntagabend des 3. Oktobers 2021 eine «einseitige Propagandasendung für Masseneinbürgerungen und Ausländerstimmrecht» veranstaltet habe.

«Wie sich Anwärterinnen und Anwärter geschlagen haben, da werden – natürlich in bester Propaganda-Manier – nur absurde Beispiele gebracht. Die Zehntausenden von (abgelehnten) Einbürgerungsgesuchen von Personen, welche aufgrund schlechter Integration die Einbürgerungskriterien nicht erfüllen, werden nicht gebracht. Mit keinem Wort wird erwähnt, dass zehntausende Kriminelle mit Migrationshintergrund heute einen Schweizerpass durch Einbürgerung erhalten haben und damit nicht mehr ausgeschafft werden können. Auch ein anschauliches Beispiel für die vielfach misslungenen Masseneinbürgerungen, der eingebürgerte ‚Schweizer‘, welcher 2018 in Marokko Touristinnen die Kehle durchgeschnitten hat, wird nicht erwähnt», schreibt sich der Zuschauer auf Touren, um auf Seite 4 seiner Anklageschrift zum Schluss zu kommen: «Unter dem Deckmänteli ‚Satire‘ wird – selbstverständlich durch Zwangsgebühren aller bezahlt – das Terrain für Masseneinbürgerungen und Ausländerstimmrecht vorgespurt.»

Satire ist unter den journalistischen Genres bekanntlich ein Sondergewächs. Spott ist hier Trumpf, Ausgewogenheit der Killer.

Oder um mit den Publizistischen Leitlinien von SRF zu sprechen: «Forderungen nach Gleichbehandlung sind nicht zu erfüllen: Satire ist naturgemäss einseitig, zugespitzt, provozierend und damit potenziell verletzend.» Eine Narrenfreiheit, die übrigens auch die Unabhängige Beschwerdeinstanz für Radio und Fernsehen (UBI) immer mal wieder schützt und stützt.

«Wenn nun ‚Devillle‘ sich in seiner Sendung nur über Beispiele von abgewiesenen Einbürgerungsgesuchen lustig macht, so ist diese Einseitigkeit für eine Satiresendung normal und deshalb kein Verstoss gegen das Vielfaltsgebot, wie es für Informationssendungen gilt», schreiben die Ombundsleute in gebotener Kürze in ihrer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme.

Doch nicht nur am propagandistischen «Deckmänteli» arbeitete sich der schreibgewandte Beanstander ab. Denn Dominic Devilles Aufreger-Sendung vom 3. Oktober griff die Abstimmung übers Ausländerstimmrecht in den Solothurner Gemeinden auf, die in der Vorwoche stattgefunden hatte. Und der Beanstander bemängelte, dass der Showmaster nicht erwähnt hatte, dass die Initiative mit stolzen 73.23 Prozent Nein-Stimmen gebodigt worden sei. 

Das stimmt so nicht ganz. Das Hochkant-Nein an der Urne war ja gerade der Steilpass für Devilles Spötteleien über die bornierten Schweizer-Macher. Selbst im Einblender war zu Beginn der Sendung zu lesen: «Klares Nein: Bevölkerung will keinen Ausbau der politischen Rechte für Ausländerinnen und Ausländer im Kanton.»

Und Dominic Deville selbst erwies sogar noch der Gemeinde Egerkingen die Ehre, wo das Ausländerstimmrecht mit 86 Prozent verlocht worden war. 

Da würde auch die raffinierteste Propaganda nichts mehr helfen, glaubt der Klein Report.