Heute Donnerstag hat in Australien und Neuseeland die Fussball-WM der Frauen begonnen. Im Vorfeld wurde viel geschrieben, dass der Event sowohl weniger Interesse bei den Medien wie damit verbunden auch weniger Werbegelder generiert. Frauenfussball scheint weniger zu interessieren.
Doch eine Studie der Universität Zürich hat nun gezeigt: Wenn der Zuschauer vor dem Fernseher nicht weiss, ob Frauen oder Männer kicken, wird das Spiel gleich gut bewertet.
In der Studie von Carlos Gomez-Gonzalez und seinem Team, die im Fachjournal «Sport Management Review» publiziert wurde, wurde die Frage untersucht: Wie beeinflusst die Wahrnehmung des Geschlechts der Spielerinnen und Spieler die Bewertung der Qualität?
Dafür hat das Institut für Betriebswirtschaftslehre der Uni Zürich 613 fussballaffinen Probandinnen und Probanden Torszenen aus WM- oder Champions-League-Spielen vorgespielt, die als besonders spannend gefeiert wurden.
Zum Beispiel gab es Torszenen und Kampfszenen mit der US-amerikanischen Topstürmerin Alex Morgan (derzeit beim Verein San Diego Wave FC) und mit dem kroatischen Teamkapitän Luka Modrić (Real Madrid). Nach dem Betrachten auf dem Bildschirm musste die Leistung der Beteiligten auf einer Skala von 1 bis 5 bewertet werden.
Die Kontrollgruppe sah Originalvideos, bei denen in den Bildern dank Körperbau und Frisuren schnell klar war, ob ein Spiel der Frauen oder Männer verfolgt wird.
Für eine zweite Gruppe wurden die Personen in den Videos durch Unschärfefilter unkenntlich gemacht.
Das Ergebnis der Videobewertung zeigte: Die Männerfussball-Sequenzen wurden zwar besser bewertet als die Frauenfussball-Videos. Aber ein solches Resultat gab es nur, wenn die Videos nicht verpixelt waren. Die geschlechtlich «neutralisierten» Kampfszenen wurden qualitativ ähnlich eingeschätzt.
Mit der gleichen Methode arbeitete auch ein Werbevideo in Frankreich im Vorfeld der Fussball-WM der Frauen. Dieses findet im Netz grosses Interesse, wie der Wiener «Standard» recherchiert hat.
Im Werbefilm demonstriert der Telekommunikationsanbieter Orange seine Unterstützung des französischen Nationalteams. Dieses wird auch «Les Bleus» genannt. Gezeigt werden im Video beeindruckende Torschüsse der Spieler, unterlegt mit aufgeregten Stimmen der Kommentatoren sowie dramatischer Musik.
In der Mitte des Videos wird dann aber klar gemacht: Bei den Szenen handelt es sich um Deepfakes. Statt Männern sind es Frauen, denen die Glanzleistungen gelungen sind. Den Spielerinnen wurden mit einem virtuellen Trick einfach männliche Köpfe aufgesetzt. Botschaft: Nicht nur «Les Bleus» können die starken Emotionen hervorrufen, sondern auch «Les Bleues», mit weiblichem Extra-E.
Wer ohne Vorurteile Frauenfussball mit echten Köpfen und entsprechenden Frisuren sehen will, hat auch auf SRF 2 oder srf.ch/sport noch Zeit bis am 20. August. Das Schweizer Frauenteam tritt erstmals am Freitag in Aktion gegen die Philippininnen. Zu sehen live ab 7 Uhr morgens oder auch zeitverschoben.