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Sonntag
19.03.2023

TV / Radio

Aus einem hapigen Tatsache wird eine «Fussnote» im Konjunktiv: «Horst Tappert soll im Zweiten Weltkrieg Mitglied der Waffen-SS gewesen sein» (Bild Screenshot KR)

Aus einem hapigen Tatsache wird eine «Fussnote» im Konjunktiv: «Horst Tappert soll im Zweiten Weltkrieg Mitglied der Waffen-SS gewesen sein» (Bild Screenshot KR)

Die SRF-Sendung «Gesichter & Geschichten» porträtierte im Januar fünf Persönlichkeiten, die 2023 ihren 100. Geburtstag gefeiert hätten. Darunter Horst Tappert, den Darsteller des Oberinspektors «Derrick» in der legendären Krimi-Serie. 

«Ich war erstaunt und geschockt, dass Horst Tappert geehrt wurde. Eine Person, die nachweislich während des Nazi-Regimes zur Waffen-SS gehörte. Dies wird im Bericht am Schluss lapidar erwähnt mit den Worten ‚eine unschöne Fussnote‘», beschwerte sich eine Zuschauerin bei der Ombudsstelle.

Das aktive Mitwirken am NS-Regime so zu bezeichnen, sei «unerhört». Und es sei unangebracht, solchen Leuten «eine Plattform zu geben und ihr Lebenswerk zu ehren». Das habe nichts mit übertriebener «Wokeness» zu tun, sondern mit Anstand und Respekt.

Zudem setzte SRF die Aussage in den Konjunktiv: «Horst Tappert soll im Zweiten Weltkrieg Mitglied der Waffen-SS gewesen sein.»

Als Mann ohne Eigenschaften wurde Horst Tappert zur Krimi-Legende. «Derrick» wurde in über 100 Ländern ausgestrahlt. 

Erst fünf Jahre nach seinem Tod wurde 2013 bekannt, dass der 1923 Geborene seit Anfang 1943 auf der Mannschaftsliste der 14. Kompanie des SS-Panzergrenadierregiments 1 als einfacher SS-Mann geführt war. Schwarz auf Weiss.

Dass Horst Tappert als Kultfigur in die Serie der «G&G»-Porträts aufgenommen wurde, kann die Ombudsstelle nachvollziehen. 

Was aber gar nicht gehe, sei die Art, wie die Redaktion auf Tapperts NS-Vergangenheit hingewiesen hat: en passant zur «Fussnote» verharmlost und im Konjunktiv, obwohl Tapperts SS-Zugehörigkeit eine Tatsache ist.

Die Sendung hat damit gegen die im RTVG festgehaltene Menschenwürde verletzt.