Bei einem Auftritt an einem SVP-Anlass in Bühler im Appenzellischen bezeichnete Bundesrat Ueli Maurer den Ukraine-Krieg als einen «Stellvertreterkrieg» zwischen Westen und Osten.
Das Diktum sorgte Mitte August für einigen Wirbel in Online-Kommentaren der Zeitungen und auf Twitteria. Nun hat es auch die Ombudsleute beschäftigt.
«Die Kommentatorin in den Nachrichten sagt, dass bei den Zeitungen nur wenige Kommentare positiv zu Ueli Maurers Aussage stehen würden», beschwerte sich ein SRF-Hörer.
Würde er sich aber die Kommentare beim «Blick» oder «Watson» anschauen, sähe er, dass das gar nicht stimme. «Viele Kommentare teilen die Meinung des Bundesrates! Zudem sind die erwähnten Medienportale links-liberal in der Politik zu verorten, also einseitig. Sie betreiben eine Verzerrung der Tatsachen!»
Kritisiert wurden konkret nicht die Nachrichten, sondern die Kurzrubrik «Hashtag», in der das Morgenteam von Radio SRF 1 ausserhalb der Nachrichtensendungen Themen aufgreift, die in den sozialen Medien, in Online-Artikeln oder in deren Kommentarspalten zu reden geben.
Am frühen Morgen des 16. Augusts habe sich die «Hashtag»-Redaktorin einen Überblick über die Kommentare auf Twitter, «Watson» und «Blick» verschafft. Angesichts der grossen Menge habe sie nicht alle Kommentare lesen oder statistisch auswerten können, rechtfertigte sich die Redaktion in ihrer Stellungnahme. Dies habe man jedoch am Radio gesagt.
Sie gestand jedoch ein, dass die Formulierung, der Finanzminister komme bei den wenigsten gut weg, unglücklich gewesen sei. Das habe sich einzig auf Kommentare bei Twitter bezogen.
Auch die Ombudsleute haben sich nochmals über die Kommentare gebeugt – und bestätigen nun den Eindruck des Beanstanders. Nicht nur wenige Kommentare bei «Blick» online haben sich der Meinung des SVP-Magistraten angeschlossen.
«Die Redaktion betont, dass ‘Hashtag’ explizit kein Nachrichtengefäss sei, sondern ein Gefäss, welches Stimmungen und Diskussionen aus dem Netz aufgreife. Dass dabei die Realität im Netz eine andere sein kann als die Realität im Alltag, ist richtig. Nichtsdestotrotz hat ‘Hashtag’ das Bild der Realität im Netz abzubilden, eine ‘andere’ in der Gesellschaft kann ‘Hashtag’ ihr selbstverständlich jederzeit entgegensetzen», befanden die Ombudsleute.