Content:

Sonntag
28.05.2023

TV / Radio

«Für Canal Alpha hat die Änderung des Gebiets einen Rückgang der Gebühren um 400'000.- und rund 200'000.- an kommerziellen Einbussen zur Folge...»

«Für Canal Alpha hat die Änderung des Gebiets einen Rückgang der Gebühren um 400'000.- und rund 200'000.- an kommerziellen Einbussen zur Folge...»

Das Rennen um die TV-Konzessionen ist auch in der Region Biel eröffnet. Canal Alpha hat zwei Bewerbungen eingereicht. Neu bewirbt sich der Regionalsender des Jurabogens mit dem geplanten TV-Sender Canal B auch für die Region Biel. 

Der Klein Report sprach mit Direktor Marcello Del Zio über die Hintergründe der Doppelbewerbung, den Business-Plan des neuen Senders und die finanziellen Einbussen nach der Neuparzellierung der Konzessionsgebiete durch das Bundesamt für Kommunikation (Bakom). 

Weshalb greifen Sie die Konzession von TeleBielingue an?
Marcello Del Zio: «Unser Ziel ist es nicht, TeleBielingue anzugreifen. Im vergangenen September entschied das Bakom, die Region Berner Jura aus unserem Versorgungsgebiet zu streichen. Diese Situation hat uns dazu veranlasst, über unsere Zukunft und die Entwicklung unseres Mediums nachzudenken.»

Was kam dabei raus?
Del Zio: «Nachdem wir 15 Jahre lang für den Berner Jura gearbeitet hatten, konnten wir uns nicht vorstellen, einfach aufzugeben. Mit unserem Projekt schlagen wir vor, einen qualitativ hochwertigen regionalen Fernsehsender für die Region Biel, den Berner Jura, das Seeland, Grenchen und den freiburgischen Seebezirk zu schaffen. Unsere Absicht war es immer, ein Medienprojekt zu entwickeln, das einem Bedürfnis in der Region entspricht. Es handelt sich nicht einfach nur um ein Geschäft. Wenn unser Projekt den Zuschlag erhält, würde dies zudem für eine grössere Medienvielfalt in dieser Region sorgen. Derzeit befinden sich fast alle Medien im Besitz der Gassmann-Gruppe

Die geografischen Gebiete der beiden Konzessionen haben durch die veränderte Gebietsausschreibung Bakom eine Veränderung erfahren, da es Doppelabdeckungen gab. Nach heftigem Widerstand ruderte das Bakom vor zwei Jahren zurück. Wie haben Sie persönlich dieses Hin-und-Her der Gebietsumverteilung erlebt?
Del Zio: «Wir waren natürlich gegen die geplante Abschaffung der Doppelabdeckung. In unserer Region war es wichtig, dass mehrere Medien aktuelle Ereignisse widerspiegeln konnten. Nach der Konsultation machte das Bakom einen Rückzieher. Lediglich die Region Berner Jura wurde aus unserem Versorgungsgebiet (Jurabogen) herausgenommen. Es gibt keine Änderung für das Gebiet Biel, das in der Konzession von 2025 genau gleich ist.»

Wie wirkte sich das auf Canal Alpha aus?
Marcello Del Zio: «Für Canal Alpha hat die Änderung des Gebiets einen Rückgang der Gebühren um 400'000.- und rund 200'000.- an kommerziellen Einbussen zur Folge. Auch wenn das Gebiet kleiner ist, bleibt die Anzahl der Informationsminuten, die wir produzieren müssen, gleich. Es ist also finanziell komplizierter. Mit zwei Fernsehen erwarten wir Synergien auf technischer Ebene, die zu Einsparungen führen und somit den Leistungsauftrag sichern.»

Wie wird der neue Canal B mit Canal Alpha verbunden sein?
Del Zio: «Beim Programm wird es keine Synergien geben. Wir wollen ein grundsätzlich regionales und originelles Programm nur für die Region Biel machen. Es wird zwei verschiedene Unternehmen und zwei verschiedene Teams geben. Der Sitz von Canal B und das Hauptstudio werden in Biel sein. Canal B ist keine Erweiterung von Canal Alpha, sondern ein neuer Sender. Deshalb sagen wir, dass es die Schwester von Canal Alpha ist.»

Mit Canal B wollen Sie einen zweiten Fernsehsender gegründet, der ab 2025 in der Region Biel – die den Berner Jura, das Seeland, Grenchen und den Freiburger Seebezirk umfasst – in Zukunft zweisprachig senden soll. Wer wird hier das Management übernehmen?
Del Zio: «Der Vorstand wird aus Joël Pelet und mir bestehen. Unser Ziel wird es sein, den Vorstand zu erweitern, um eine bestmögliche Integration in die Region zu ermöglichen. Die Geschäftsführung wird von Canal Alpha unabhängig sein. Wir suchen also eine Direktorin oder einen Direktor für dieses Fernsehen (wir haben natürlich einige Ideen...). Zu Beginn werden wir uns an der Lancierung des Projekts natürlich beteiligen.»

Das Hauptstudio wird mit 35 Mitarbeitenden, davon 20 Journalistinnen und Journalisten, in Biel angesiedelt sein. Was sind die konkreten Pläne und was ist bereits vorhanden?
Del Zio: «Wir haben viel am Nachrichtenkonzept und am Programmraster gearbeitet. Wir möchten den Zuschauern sehr regionale und qualitativ hochwertige Informationen bieten. Es geht nicht nur darum, Nachrichten zu vermitteln, sondern Themen mit den Codes der audiovisuellen Medien zu präsentieren. Das ist unsere Stärke.»

Wie gehen sie konkret mit der Zweisprachigkeit um?
Del Zio: «Wir haben ein Programm geplant, das in jeder Sprache möglichst original ist. Wir wollen nicht einfach Themen übersetzen und in der anderen Sprache synchronisieren. Zum Beispiel wird es für das Sportmagazin eine französische und eine deutsche Aufzeichnung geben. Und in der Nachrichtensendung wird es immer ein Beitrag ‚zweisprachige Brücke‘ geben. Es wird im Bild untertitelt und in den Kontext gestellt. Es wird auch ein Magazin geben, das sich mit dem Thema Zweisprachigkeit befasst. Die Nachrichtensendung wird einen gemeinsamen Teil auf Deutsch und Französisch enthalten, aber auch einen Teil, der den einzelnen Regionen (Grand Chasseral / Seeland) gewidmet ist.»

Wie weit sind die organisatorischen Vorbereitungen vorangerückt?
Del Zio: «Wir haben viele technische und organisatorische Elemente entwickelt und geplant, können aber natürlich noch kein Personal einstellen oder mit dem Bau des Fernsehstudios beginnen, bevor wir nicht den Entscheid des Bakom kennen. Auf finanzieller Ebene haben wir auch die notwendigen Investitionen zusammengebracht und eine Geschäftsstrategie für unsere wirtschaftliche Entwicklung ausgearbeitet. Für die Journalisten und das Programmteam wünschen wir uns die gleichen Arbeitsbedingungen, die wir bei Canal Alpha geschaffen haben. Ich erwähne dies, weil die Gehälter der Journalisten in der Westschweiz deutlich höher sind. In unserer Philosophie wird das Team und sein Know-how die wichtigste Ressource des Fernsehens sein.»

Sie haben vor 23 Jahren gemeinsam mit Ihrem Geschäftspartner Joël Pelet Canal Alpha von Alexandre Lukasik (TVP) gekauft. Wie kam es dazu?
Del Zio: «Am Anfang, im Jahr 1996, hatten wir ein Unternehmen, das Grafiken und Webseiten gestaltete. Damals starteten wir den ersten Web-TV in der Schweiz. Wir übertrugen zum Beispiel eine Hochzeit live im Internet, was in der Westschweiz in vielen Zeitungen für Schlagzeilen sorgte. Es war die Zeit der 33.6-Modems und die Grösse des Videobildes war wie eine Briefmarke. Dann stiess als dritter Partner Pierre-André Léchot zu uns. Er hat sich inzwischen umorientiert und ist Professor im Bereich Journalismus und Medien. Durch ihn hatten wir die Gelegenheit Canal Alpha zu kaufen. Damals hatte der Kanal nur 14 Mitarbeiter und sendete nur im Kanton Neuenburg. Das war im Jahr 2000.»

Wie ging die Entwicklung weiter?
Del Zio: «Wir stellten 2001 schnell auf Volldigitalfunk um und waren einer der wenigen Fernsehsender, die für Schnitt und Ausstrahlung nur mit Computern arbeiteten. Im Jahr 2008 begannen wir, in HD zu produzieren. Diese Zeit war finanziell kompliziert, da der Markt in der Westschweiz es einem regionalen Fernsehsender, der täglich aktuelle Nachrichten produziert, nicht erlaubt, sich selbst zu finanzieren. Dank des neuen Gesetzes und der neuen Konzession wuchs Canal Alpha ab 2010 stark an. Er hat heute 35 Mitarbeiter und produziert täglich zwischen 45 und 60 Minuten neues Programm. Nur regional und unserem Versorgungsgebiet gewidmet!»

Heute gehört Canal Alpha zu 90 Prozent Mystik, der Agentur von Ihnen und Joël Pelet. 10 Prozent liegen bei verschiedenen Anteilseignern. Wie sind die Besitzverhältnisse der neuen Schwestergesellschaft Canal B?
Del Zio: «Canal B wird zu 100% der Mystik SA gehören.»