Der Titel «Die Post verdient Millionen, indem sie den Wunsch ihrer Kunden ignoriert» wird dem gelben Staatskonzern nicht sonderlich passen.
Dass ein «Stopp Werbung»-Kleber auf den Briefkästen ausgerechnet die Post selber nicht davon abhält, Politwerbung reinzuschmeissen, ist schon verwunderlich.
Jetzt kurz vor den eidgenössischen Wahlen am 22. Oktober flattern tonnenweise Werbe-Flyer der Kandidatinnen und Kandidaten in die Briefkästen. In der «SonntagsZeitung» sagt Sara Stalder dazu: Konsumenten klagen immer wieder, dass sie mit Wahlwerbung eingedeckt werden, obwohl sie einen ‚Stopp-Werbung‘-Kleber am Briefkasten haben.»
Tatsächlich ignoriere die Post den Wunsch vieler Schweizerinnen und Schweizer, schreibt Mischa Aebi in seinem Artikel. Denn diese weise ihre Pöstlerinnen und Pöstler an, Wahlwerbung von Parteien und Kandidierenden auch dann in den Schlitz zu stecken, wenn auf dem Briefkasten ein Stopp-Werbung-Sticker klebe.
Für die Post ist das eine «offizielle Sendung», wie sie gegenüber der Zeitung verlauten lässt. Sie behandle die Wahlwerbung gleich wie das reguläre Wahlmaterial.
Die weitere verschwurbelte Antwort der Post zu den de facto reinen Wahl-Werbe-Aussendungen: «Die langjährige und wenig beanstandete Praxis» entspreche dem «Bedürfnis der werbekritischen Kundschaft», zwar keine unadressierten Werbesendungen zu erhalten, aber nicht generell auf unadressierte «wichtige oder interessante» Sendungen verzichten zu müssen, zitiert der Journalist einen Post-Sprecher. Und das seien «Informationen von politischen Parteien».
Dass die Post Wahlpropaganda als «offizielle Sendung» taxiert, hat aber in Tat und Wahrheit nur mit den hohen Werbe-Einnahmen, die sie so erzielen kann, zu tun. Denn hier geht es schnell um mehrere Hunderttausend Franken Mehreinnahmen.
Der «Stopp-Werbung»-Kleber ist eines der grösseren strategischen Probleme für den gelben Riesen, den dieser aber immer wieder geschickt umgeht, wie Recherchen des Klein Reports mehrfach gezeigt haben.
Konsequenzen für die Verantwortlichen bei der Post wird es auch nach der neuen Recherche der «SonntagsZeitung» keine geben.