Was ist, wenn das Meer zurückschlägt, sich gegen seine Zerstörung wehrt? Antworten darauf gibt Franz Schätzing in seinem Thriller «Der Schwarm».
Gemäss seinem Bestseller wird es zu einem «Desaster für die Menschheit». Würmer sorgen für Tsunamis, infizierte Hummer bringen eine tödliche Epidemie, Orcas, Grau- und Buckelwale attackieren Schiffe. Und das ist nur der Anfang der Geschichte.
Wer sich nicht durch den 1000-seitigen Roman durchkämpfen will, hat ab dem 22. Februar auf der kostenlosen Streaming-Plattform Play Suisse die Gelegenheit, die Zukunftsvision von Franz Schätzing auf dem Bildschirm zu sehen.
Die Verfilmung des Bestsellers unter dem gleichnamigen Titel «Der Schwarm» ist eine der aufwendigsten Serien, die in Europa je gedreht wurden. Rund 44 Millionen Euro hat die Produktion gekostet. Das Schweizer Fernsehen war auch beteiligt neben ZDF, ORF, France Télévisions, Rai Italia, der skandinavischen Nent Group und dem Streamingdienst Hulu Japan.
Die Story: Eine unbekannte Spezies aus dem Meer greift die Menschheit an. Wale zerstören Boote, Tiefseekrabben greifen Strände an, Muscheln legen Containerschiffe lahm. Ein bisher unbekannter Eiswurm destabilisiert Kontinentalhänge in den Meeren und löst Tsunamis aus, und von den Küsten her verbreitet sich im Trinkwasser ein tödlicher Erreger. Immer mehr Menschen auf der Welt sind in Lebensgefahr. Eine kleine Gruppe internationaler Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nimmt sich aber der Gefahr an und fährt gemeinsam auf einem Forschungsschiff ins ewige Eis.
Die Serie wird aktuell auch an der Berlinale vorgestellt. Die Vorschaukritiken sind nicht alle begeistert. «Schön gemütlich 5 vor 12: Das ZDF macht aus Frank Schätzings ‚Der Schwarm‘ für 44 Millionen Euro Fernsehen für Doofe», schreibt die «Süddeutsche Zeitung».
Der Romanautor Schätzing selber hatte in einem Interview mit der «Zeit» kritisiert, dass die Serie erzählerisch «grundfalsch» sei. Sie sei «zusammengeschusterter Unsinn» und «ohne aktuelle Relevanz».
«Manches ist kinoreif, anderes rühr- und redseliges Beziehungskisten-TV. Es pilchert mehr, als es schwärmt», lässt sich Schätzing weiter zitieren. Immerhin attestiert er: «Gute Schauspielerriege, aber unterfordert.»
Tatsächlich finden sich gleich mehrere Topleute in den Credits zu dieser Serie. Showrunner ist Frank Doelger («Game of Thrones»). Die Regie übernahmen Barbara Eder («Barbaren», «Thank You For Bombing»), Philipp Stölzl («Schachnovelle», «Ich war noch niemals in New York») und Luke Watson («Britannia», «Ripper Street»).
Auf der Besetzungsliste fungieren neben vielen anderen Leonie Benesch («The Crown», «Babylon Berlin»), Cécile de France («In 80 Tagen um die Welt», Alexander Karim («Dying oft the Light»), Joshua Odjick («The Incident Report»).
Auch zwei Schweizer Darstellerinnen stehen für die Serie vor der Kamera: Rachel Braunschweig («Tatort», «Neumatt», «Göttliche Ordnung») sowie Claudia Jurt («Handsmaid’s Tale»).
Franz Schätzing war zu Beginn auch im Produktionsteam engagiert. Er zog sich aber wegen «inhaltlichen Differenzen» mit dem Produzenten Frank Doelger zurück. Dieser rechtfertigte sich gegenüber dem «Spiegel» über seinen Eingriff in die Story, dass die Charaktere «nicht mehr zeitgemäss» gewesen seien.
Explizit verwies er darauf, dass eine Liebesaffäre zwischen einem älteren weissen Mann und einer 20 Jahre jüngeren Frau, so wie sie im Zentrum der Buchvorlage steht, «einem modernen Publikum nicht mehr vermittelbar sei». Auch wollte Doelger in seiner Adaptation nicht mehr die originale Unterteilung in «gute» und «böse» Staaten, da diese Sichtweise zu beschränkt sei und nicht dem globalen Problem des Klimawandels gerecht werde.
In einer Kritik der «Welt» wird diese Anstrengung wenig geschätzt: «Man fühlt sich in eine Soap versetzt, die woke sein will.»
Selbert ein Urteil bilden kann man sich neben dem Start auf Play Suisse ab dem 6. März auch auf SRF.