Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) ging mit der Verpflichtung von Martina Hingis und Michel Kratovil ein Risiko ein. Dass die beiden Ex-Tennis-Profis fachlich top sind, stand für das TV-Publikum ausser Frage. Doch würden die beiden auch sprachlich punkten können?
Die Premiere ist beiden Co-Kommentatoren durchaus gelungen, auch wenn Martina Hingis sprachlich noch etwas Luft nach oben hat, wie der Klein Report meint.
Gerade der Verpflichtung von Martina Hingis durch SRF-Sport als neue Tennis-Co-Kommentatorin an der Seite von Michael König standen viele Zuschauer eher skeptisch gegenüber. Zu Recht: Denn Martina Hingis gilt seit ihrer Zeit als Tennis-Profi als mundfaul, schwer verständlich und vor allem wenig sympathisch und wurde deshalb von Herrn und Frau Schweizer immer wieder zu Recht kritisiert.
Doch wer die fünffache Grand-Slam-Siegerin am Samstag beim Final der French Open in Roland Garros zwischen Iga Swiantek und Karolina Muchova gesehen und vor allem gehört hat, wurde eines Besseren belehrt. Denn Martina Hingis ist erwachsen geworden. Und damit auch ihre Aussprache.
Aussprache ok, Hintergrund-Wissen top. Damit gelang es der 42-jährigen St. Gallerin, der bis zum Schluss spannenden Begegnung zwischen der Weltranglisten-Ersten Swiantek und der Überraschungs-Finalistin Muchova, die Swiantek schliesslich nach überraschend hartem Kampf dann doch noch mit 6:2, 5:7 und 6:4 gewann, ihren eigenen Stempel aufzudrücken.
Und doch merkt man hin und wieder, dass Schweizerdeutsch nicht Hingis Muttersprache ist. Sie wurde 1980 in der ehemaligen Tschechoslowakei geboren und kam im Alter von acht Jahren in die Schweiz. Zu Hause sprach man aber weiterhin Tschechisch und so hatte sie nie die Chance, das Schweizerdeutsch zu perfektionieren. Auch weil sie nachweislich mehr auf dem Tennisplatz schwitzte als über ihren Schulbüchern. Was aber nicht weiter schlimm ist, sondern sie auch menschlich macht.
Was Martina Hingis hingegen aber noch lernen muss, ist etwas mehr Geduld zu haben. Sie fiel Michael König immer wieder ins Wort. Das geht gar nicht und hat auch mit Respekt zu tun. Aber vielleicht ist dies auch etwas ihrer Nervosität geschuldet.
Martina Hingis ist es mit ihrem Auftritt bei SRF als Co-Kommentatorin also gelungen, in der Schweiz, wo ihre grössten Kritiker zu Hause sind, zu punkten. Und auf einmal sind ihre privaten Turbulenzen, mit denen sie in den letzten Jahren immer wieder für negative Schlagzeilen sorgte, ganz weit weg. SRF hat mit der Verpflichtung der fünffachen Grand-Slam-Siegerin also ein gutes Händchen bewiesen.
Auch Michel Kratovils Einstand als Co-Kommentator an der Seite von Michael König ist geglückt. Denn der ehemalige Tennis-Profi, der 2002 beim Turnier in Indian Wells Andre Agassi schlug und viele Jahre zum Schweizer Davis-Cup-Team gehörte, wusste wie erwartet mit Bonmots aus seiner Karriere und fachlichem Know-how zu punkten. Was ihn aber besonders auszeichnet, ist seine angenehme Berner Stimme.
Nie aufgeregt, immer mit dem richtigen Timbre. Und, was auch bemerkenswert war, ist die Tatsache, dass er auf Anhieb wunderbar mit Michael König harmonierte. Ähnlich wie das Dreamteam Claude Jaggi und Sven Montgomery, die jedes Radrennen auf SRF zu einem Ereignis machen.
Doch zurück zu Michel Kratovil: Die Premiere des 44-jährigen Schweizers am Freitag beim denkwürdigen Halbfinal zwischen Novak Djokovic und Carlos Alcazar wird in die Geschichtsbücher eingehen. Nicht weil es zu einer Wachablösung durch die Nummer 1 aus Spanien gekommen ist, sondern weil der Youngster von Krämpfen in Beinen und Armen so geplagt war, dass die TV-Zuschauerinnen und -Zuschauer ab dem 3. Satz mit ihm litten. So auch Michael König und Michel Kratovil.
So spannend die Begegnung zwischen Djokovic und Alcazar in den ersten zwei Sätzen auch war, so langweilig war die anschliessende Partie zwischen Sascha Zverev und Casper Ruud. Bei Zverev, der vor einem Jahr in Paris seine schlimme Fuss-Verletzung erlitt, war die Luft draussen und der Norweger zog sein Spiel gnadenlos durch und gewann klar in drei Sätzen.
Fazit des Klein Reports: Auch König und Kratovil mussten sich vom ersten Halbfinal erholen und so wurden ihre Pause im zweiten Halbfinal immer länger. Aber auch das ist verständlich und vor allem menschlich.