Content:

Sonntag
21.01.2024

TV / Radio

Die Schauspieler Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl aus München, hier links in jungen Jahren, geben nach dem 100. Fall die Marke ab... (ARD/BR Tatort)

Die Schauspieler Miroslav Nemec und Udo Wachtveitl aus München, hier links in jungen Jahren, geben nach dem 100. Fall die Marke ab... (ARD/BR Tatort)

Der Strassenfeger von einst spürt den Gegenwind von Netflix, Apple TV und Co. und tut sich deshalb seit Jahren immer schwerer, Sonntag für Sonntag ein Millionenpublikum zu begeistern.

Sinkende Einschaltquoten und der Abschied altgedienter Kommissare und Kommissarinnen sorgt bei den Verantwortlichen zusätzlich für Verdruss. Und die Fans des Formats fragen sich langsam, aber sicher, wie lange es den «Tatort» noch geben wird. Eine Übersicht des Klein Reports.

Und wieder tritt ein «Tatort»-Team in den Ruhestand: Diesmal sind es Udo Wachtveitl (65) als Franz Leitmayer und Ivo Batic (69) als Miroslav Nemec aus München, die jüngst verkündet haben, nach dem 100. Fall ihre Marke an den Nagel zu hängen.

Ihr 94. Fall wird am 4. Februar 2024 wie gewohnt bei ARD, ORF und SRF zu sehen sein. Leitmayer und Batic, die manchmal wie ein altes Ehepaar agieren, sind seit 1991 im Dienst und gehören laut prisma.de zu den beliebtesten Ermittlern überhaupt, was ihr 3. Rang bekräftigt.

Wer regelmässig «Tatort» schaut, weisst, dass der «Tatort» aus Münster natürlich unangefochten an der Spitze des Rankings von prima.de steht. Bei Jan Josef Liefers (59) als Rechtsmediziner Karl Friedrich Boerne und Axel Prahl (63) als Hauptkommissar Frank Thiel scheiden sich mitunter die Geister. Vor allem bei der Frage, ob ein Krimi lustig sein darf.

Die verbalen Fights zwischen den beiden sind zwar legendär, aber nicht immer abendfüllend. Der selbstverliebte Feingeist Boerne und der kernige St. Pauli-Fan Thiel ergänzen sich perfekt und sorgen seit Jahren für grandiose Einschaltquoten.

Ein Abschied dieser beiden, die seit 2002 Seite an Seite ermitteln, kann sich ein «Tatort»-Fan kaum vorstellen. Und doch könnte es laut bild.de 2026 tatsächlich der Fall sein. Vorher soll der «Goldene Tatort Münster 50» aber noch abgedreht werden. Und danach ist alles offen, wie es so schön heisst.

Bei Axel Milberg (67) alias Hauptkommissar Klaus Borowski ist der Abschied bereits beschlossene Sache. Milberg, der 2024 sein 20-jähriges Jubiläum feiern konnte, wird nächstes Jahr zum letzten Mal an der Seite seiner Kollegin Almila Bagriacik (33) alias Mila Sahin zu sehen sein.

«Ich hatte dabei das Glück, fast immer in der Regie und bei den Drehbüchern eine neue Sicht auf Themen, Motive, Milieus und Erzählweisen kennenzulernen», so der erfolgreiche Mime gegenüber daserste.de. «So schön die Konzentration auf die Figur Borowski war, nach 21 Jahren ändert sich der Markt und ich mich mit ihm. Ich habe daher die Leitung des NDR gebeten, unseren Vertrag nicht noch einmal zu verlängern und freue mich auf das Neue. Jetzt geht mein Blick nach vorne», so der Wahlmünchner abschliessend.

Ihren letzten «Tatort» in Franken hat auch Dagmar Manzel (65) alias Paula Ringelhahn bereits 2023 abgedreht, die seit 2015 an der Seite von Fabian Hinrichs (50) und Eli Wasserscheid (45) ermittelt. Für den «Spiegel» sind «ihre Fälle meist klug inszeniert und oft ästhetisch anspruchsvoll.»

Manzel geht mit einem lachenden und weinenden Auge: «Wenn's am schönsten ist, soll man aufhören», sagte die aus Ostdeutschland stammende Schauspielerin nach Angaben des Bayerischen Rundfunks (BR). «Paula ist eine spannende und vielschichtige Figur und ich bin sehr dankbar, dass ich sie gestalten durfte – und gleichzeitig gibt es noch viele andere Sachen, auf die ich unglaublich viel Bock habe.»

Wenig Bock auf künftige Sonntagabend-Krimis haben leider auch die Ermittler aus Frankfurt: Wolfram Koch (61) alias Paul Brix und Margarita Broich (63) alias Anna Jannecke. Sie freuen sich darauf, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen und auf neue Abenteuer und andere Rollen.

«Eine sehr schöne, jahrelange Reise geht zu Ende», sagt Wolfram Koch gegenüber dem Hessischen Rundfunk (HR). «Mit den wunderbaren Mitarbeitern des HR-Teams, mit der mutigen Redaktion, die sehr ungewöhnliche Filmprojekte immer wieder durchgesetzt hat und mit Margarita Broich, mit der es immer grossen Spass gemacht hat, zusammen zu arbeiten und Zeit zu verbringen. Die letzte Episode des Trios aus Frankfurt, die seit 2014 gemeinsam in der Stadt der Banken auf Verbrecherjagd gingen, wurde bereits letztes Jahr abgedreht.

Bei all den mitunter schmerzvollen Abschieden ist es schön, dass sich andere Publikumslieblinge dazu entschlossen haben, fortan (noch) weiterzumachen. Dazu gehören Dietmar Bär (62) alias Freddy Schenk und Klaus J. Behrend alias Max Ballauf. Die beiden gehen seit 1997 in Köln gemeinsam auf Verbrecherjagd. Schenk und Ballauf holten sich laut prisma.de Rang 2 der beliebtesten ARD-Ermittler.

Der leidgeprüfte Familienvater Schenk mit einem Faible für Oldtimer und der ewige Junggeselle Ballauf, der im Hotel lebt, trinken nicht nur manchen Kölsch zusammen, sondern können sich auch blind aufeinander verlassen. Auch wenn sie sich manchmal streiten wie ein altes Ehepaar. Während sich die Assistentinnen und Assistenten die Klinke in die Hand geben, bleiben sie einander seit Jahren treu. Wie lange die beiden noch Seite an Seite agieren werden, steht aber in den Sternen.

Nur gut, bleibt uns das Team aus Wien vorderhand erhalten: Er ist ein alter Hase und sie bringt Farbe in den mitunter mühsamen Ermittler-Alltag. Die Rede ist von Harald Krassnitzer (63) als Moritz Eisner und Adele Neuhauser (65) als Bibi Fellner.

Eine gehörige Portion Wiener «Schmäh» und ein Team, das nicht unterschiedlicher sein könnte, aber überraschend gut harmoniert, ist beliebt beim TV-Publikum und rangiert auf dem 4. Platz des Rankings. Und das ist vor allem Adele Neuhauser zu verdanken, die ihren Partner immer aus der grantigen Reserve lockt und vor allem auch ihrer ungewöhnlichen Freundschaft zum Inkasso-Heinzi, was immer wieder für Stirnrunzeln beim arg korrekten Eisner sorgt.

Gerade der Abschied vieler altgedienter «Tatort»-Kommissarinnen und Kommissare tut den TV-Zuschauerinnen und -Zuschauern weh und doch ist ein Abschied auch immer eine Chance für einen Neubeginn. Mit neuen Gesichtern, überraschenden Teams und neuen Locations.

Trotz Aufbruch an allen Enden ist es schön, dass es auch Teams wie Richy Müller (68) alias Thorsten Lannert und Felix Klare (45) alias Sebastian Bootz aus Stuttgart gibt, die weiter zusammenbleiben.

Der vom Schicksal arg gebeutelte Kommissar mit der prägnanten Nase und der Ex-Familienvater, der seine neue Freiheit noch nicht richtig geniessen kann, sind erstaunlich unaufgeregt. Sie ergänzen sich super und lassen dem anderen genug Platz. Wie gute Freunde eben. Ihre Fälle sind spannend und sorgen für gute Einschaltquoten. Dass sie laut prisma.de nur Rang 8 der beliebtesten Ermittler-Duos belegen, kann das TV-Publikum so gar nicht glauben.

Die beiden stehen seit 2008 gemeinsam vor der Kamera und ihr neuster Fall «Zerrissen» zeigen die öffentlich-rechtlichen Sender ARD, ORF und SRF am 21. Januar.

Der «Tatort» kann auf glorreiche Zeiten zurückschauen. Ob er auch in Zukunft wieder zu den Strassenfegern gehören wird, hängt vor allem auch mit der Zusammenstellung der einzelnen Teams zusammen. Was sehr viel Arbeit für die involvierten Sendeanstalten und die «Tatort»-Verantwortlichen bedeutet.