Der Student Donat Kaufmann hat über die Crowdfunding-Plattform Wemakeit über 140 000 Franken gesammelt, um am Mittwoch mittels «20 Minuten»-Inseratebuchung auf Seite 1 und 2 gegen die «Käuflichkeit der Medien» und die «Inhaltslosigkeit des aktuellen Wahlkampfes» zu protestieren. Schon jetzt wird in den sozialen Medien heftig über Form und Inhalt des geplanten Inserats debattiert.
Am 15. September kaufte sich die SVP die Titelseite der Gratiszeitung «20 Minuten». Hauptsächlich, um für einen Song und ein Video zu werben. Politische Argumente finden sich jedoch erst auf der Rückseite. Dieses Werbepaket kostet offiziell 164 500 Franken, abzüglich Rabatten wohl rund 130 000 Franken.
Kaufmann meint dazu: «Wer 130 000 Franken in eine politische Werbung mit vorwiegend unpolitischem Inhalt investiert, dessen Wahlkampfbudget muss beachtlich sein. Beziffern lässt sich der genaue Betrag allerdings nicht, denn die Partei weigert sich, offenzulegen, wer ihre mediale Inszenierung finanziell ermöglicht.»
Frei nach dem Motto «Mir langets!» hat Kaufmann genug vom aktuellen Wahlkampf, der nicht mit Inhalten, sondern mit Budgets bestritten wird: «Die Werbung der SVP auf der Titelseite von `20 Minuten` ist nur die Spitze des Eisbergs. Es gibt einiges, was mich am Schweizer Wahl- und Abstimmungszirkus zunehmend stört. Ich finde, es ist Zeit, ein Zeichen zu setzen!», macht er seinen Standpunkt klar.
Kaufmann machte aus seiner Not eine Tugend und startete in der Folge eine erfolgreiche Crowdfunding-Kampagne. So fand er 12 284 Unterstützer, die sich mit 5 Franken an seinem Vorhaben beteiligten und damit das Sammelziel gar übertrafen. Sie alle werden auf dem «20 Minuten»-Inserat im Miniaturformat erwähnt und setzen ein Gegen-Statement nach der Devise «Aufmerksamkeit kann man kaufen - Unsere Stimmen nicht».
Mittlerweile fordern mehrere User die «20 Minuten»-Verlegerin Tamedia via Facebook auf, die eingenommenen Werbegelder für Kaufmanns Inserateschaltung an die Organisation «Reporter ohne Grenzen» zu spenden. Mediensprecher Christoph Zimmer meint dazu auf Anfrage des Klein Reports: «Wir haben auch schon finanzielle Beiträge für `Reporter ohne Grenzen` und andere Organisationen gespendet. Die Einnahmen von morgen Mittwoch sind jedoch nicht als Spende geplant. Unsere Aufgabe ist unabhängiger Journalismus. Bei uns kann jeder Inserateraum erwerben, aber unsere Redaktionen sind nicht käuflich.»