Die Journalisten von «Le Matin», «24 heures», «Tribune de Genève» und «Le Matin Dimanche» verzichten vorübergehend auf einen weiteren Streik. Tamedia erhalte eine «letzte Chance» zur Schlichtung des gestörten Verhältnisses zwischen den Redaktionen und dem Zürcher Konzern.
Am Donnerstag haben die Mitglieder der Redaktionen in der Romandie beschlossen, «ihre für den 3. September geplante Streikankündigung auszusetzen». Die Hoffnungen werden in eine von Tamedia einberufene Sitzung bei der Schlichtungsstelle des Kantons Waadt gesetzt, die am 5. September stattfinden soll.
Nach den längeren Verzögerungen, die die Redaktion zuletzt moniert hat, pochen die Journalisten nun auf einen straffen Zeitplan bei den Verhandlungen: Erste Priorität hat dabei der Sozialplan für die gekündigten Mitarbeiter, bevor dann in einem zweiten Schritt über die Pläne der Mediengruppe in der Romandie in einem grösseren Kontext diskutiert werden soll.
Die Verfahrensregeln und die Bedingungen, die während des Schlichtungsverfahrens gelten sollen, seien klar festzuhalten, forderte die Gewerkschaft Syndicom am Donnerstag. «So müssen die Sanktionen gegen die Streikenden, insbesondere die Lohnabzüge, zurückgenommen werden.»
Wie kompliziert die Verhandlungen werden dürften und wie angespannt das Verhältnis zwischen Redaktion und dem Unternehmen Tamedia ist, zeigt sich derzeit bei der «Tribune de Genève»: Am Mittwoch wurde kommuniziert, dass der bisherige Chefredaktor Pierre Ruetschi bis Ende Woche seinen Arbeitsplatz räumen wird.
Mit Sophie Roselli hat nach Informationen des Klein Reports in der gleichen Woche eine weitere Journalistin mit Wirkung per Ende Jahr gekündigt: Seit den radikalen Umstrukturierungen von Tamedia in der Romandie zu Beginn des Jahres seien die Redaktionen «total destabilisiert». In diesem «toxischen Klima ohne positive Zukunftsperspektive» möchte die Journalistin nicht mehr für eine Gruppe arbeiten, deren Werte sie nicht teile, erklärte Roselli ihren Abgang in einem Brief.
Die Redaktorinnen und Redaktoren, die beim Unternehmen geblieben sind, sprechen nun von einer «letzten Chance»: Der Streik bleibe bis am 10. September sistiert, heisst es aus der Romandie. An diesem Tag findet nämlich die nächste Vollversammlung des Personals statt. Je nach Verlauf des Vermittlungsverfahrens würden dann weitere Massnahmen beschlossen.