Die Entwicklung des Tamedia-Konzerns zu einer Digitalgruppe nimmt weiter ihren Lauf, wie die aktuellen Geschäftszahlen zeigen. Die Haupttreiber des Umsatzes im digitalen Bereich sind dabei nicht etwa die publizistischen Angebote, sondern vor allem die Rubriken- und Marktplätze.
Erstmals erwirtschaftete Tamedia im abgelaufenen Geschäftsjahr über die Hälfte des «operativen Ergebnisses» - so wird der Ebitda genannt - aus dem digitalen Angebot. Dazu gehören einerseits publizistische, andererseits aber auch rein kommerzielle Plattformen.
Auffällig ist, dass die publizistischen Angebote nur einen untergeordneten Beitrag zur Kompensation der abnehmenden Werbeerlöse des Print-Geschäftes leisten: Sie tragen lediglich 8 Prozent zum Umsatz und 10 Prozent zum Ebitda von Tamedia bei.
Den Löwenanteil der neuen Einnahmequellen generieren nicht publizistische, sondern kommerzielle Plattformen wie homegate.ch, jobs.ch, ricardo.ch oder Doodle. So steigerte Homegate den Umsatz im letzten Jahr beispielsweise um 17 Prozent. Insgesamt tragen die kommerziellen Plattformen 23 Prozent zum Umsatz und sogar 41 Prozent zum Ebitda bei.
Der publizistische Bereich wird so bei Tamedia immer kleiner, teilweise auch vorangetrieben durch internen und externen Austausch von redaktionellem Content. «Tages-Anzeiger», «SonntagsZeitung», «Der Bund» und Co. nutzen vermehrt Synergien, in der Romandie werden «24 heures» und «Tribune de Genève» teilweise zusammengelegt und international pflegt der «Tages-Anzeiger» unterdessen eine Kooperation mit der «Süddeutschen Zeitung».
Auf der anderen Seite wird die traffic-starke Plattform von «20 Minuten» weiter gepusht, wie sich an der Expansion nach Österreich oder der Lancierung des neuen Digitalradios in diesem Jahr zeigt. Die Abonnenten der bestehenden Print-Titel sollen zudem vermehrt zu digitalen Angeboten wechseln.
Tamedia-Verleger und VR-Präsident Pietro Supino erwähnte im Geschäftsbericht, dass «weitere Konsolidierungsschritte unumgänglich» sein werden: Die Nettoerlöse aus dem Print-Segment gehen nämlich jährlich um 11 Prozent zurück und müssen auch in Zukunft durch eine breitere Aufstellung im Digitalen aufgefangen werden.
Das passiert weitgehend nicht im publizistischen, sondern im kommerziellen Bereich, wie die Zahlen zeigen. Supino nannte im Geschäftsbericht beispielhaft die Expansion von «20 Minuten» nach Österreich und die «organische Entwicklung» von Doodle: «Nächste grössere Schritte werden im laufenden Jahr angestrebt.»