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Freitag
27.03.2020

Medien / Publizistik

Ein Schreiben von CEO Christoph Tonini sorgt für zusätzliche Verunsicherung...

Ein Schreiben von CEO Christoph Tonini sorgt für zusätzliche Verunsicherung...

Tamedia, quo vadis? Die Belegschaft des Medienunternehmens ist nach den jüngsten Aktionen der Führungsetage komplett verunsichert. Nebst Kurzarbeit wird eine weitere Sparrunde befürchtet. Im Stillen wurden in den letzten Tagen bereits Kündigungen ausgesprochen.

Die Ungewissheit ist gross an der Werdstrasse in Zürich und bei den Journalistinnen und Journalisten im Homeoffice: Ab April, also schon Mitte der nächsten Woche, soll auf Kurzarbeit umgestellt werden. Was das konkret bedeutet, weiss bis jetzt aber noch niemand so genau.

«Wir haben bis dato noch nicht erfahren, ob die Kurzarbeit von den Behörden bewilligt worden ist, beziehungsweise in welchem Rahmen», sagte eine Quelle aus der Personalkommission (Peko) der Tamedia-Mantelredaktion am Mittwoch gegenüber dem Klein Report. Es sei noch immer unklar, wie genau die Kurzarbeit bei den einzelnen Titeln und Ressorts umgesetzt werden soll.

Nachdem die Pekos am Montag in einem offenen Brief die Klärung der zahlreichen offenen Fragen verlangten, ist für diese Woche eine Aussprache mit dem Management vorgesehen. Die Geschäftsleitung mit Marco Boselli und Andreas Schaffner habe «Gesprächsbereitschaft signalisiert», heisst es. Geplant sei eine «virtuelle Konferenz».

In der Zwischenzeit sorgte Christoph Tonini, Noch-CEO der TX Group, allerdings für neue Unruhe bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: In einem Schreiben an die Belegschaft erklärte er, dass man derzeit prüfe, «welche bereits länger geplanten Massnahmen mit nachhaltiger Wirkung umgesetzt werden und welche zusätzlichen Massnahmen möglich sind» - dies meldete der Journalist Dennis Bühler am Mittwoch auf Twitter.

In den Redaktionen von Tamedia wird nun befürchtet, dass es sich bei diesen «Massnahmen» um eine weitere Sparrunde handeln könnte. «Das hat zu breiter Verunsicherung geführt - da wir ja nur vermuten können, was es bedeutet - es aber nicht wissen», sagte ein Angestellter auf Nachfrage des Klein Reports. Manch eine Kollegin, ein Kollege habe Toninis Aussage gar als Drohung verstanden.

Schon bei der Präsentation der Jahreszahlen der TX Group vor zwei Wochen heizte Christoph Tonini dahingehende Spekulationen an: «Wir haben höhere Kosten, als der aktuelle Umsatz es gebieten würde.» Der Medienmanager sprach von neuen Sparmassnahmen.

Und in den letzten Tagen hat sich die Situation noch einmal verschärft: Drei Korrektorinnen und Korrektoren sowie drei Personen aus der Bildverarbeitung von Tamedia haben gemäss Dennis Bühler die Kündigung erhalten. Redaktionsnahe Kreise bestätigten dies gegenüber dem Klein Report.

Brisant: Selbst die Personalkommissionen wurden von der Geschäftsleitung nicht über die Kündigungen informiert. «Wir haben selber von Betroffenen davon erfahren», heisst es aus den Pekos. «Man sagt, die Kündigungen hätten mit der aktuellen Situation nichts zu tun, seien schon vorher festgelegt worden.»

Der Erklärungsbedarf ist und bleibt aus Sicht der Belegschaft gross. Hinzu kommt, dass sich Tamedia-Verleger Pietro Supino gemäss Recherchen des Klein Reports mit der Absicht trägt, den einen oder anderen Print-Titel aus seinem Portfolio einzustellen, wie er sich selber dazu äusserte.

Schon länger auf der Kippe steht die Printausgabe der französischsprachigen «20 minutes». Und auch der Druck auf «20 Minuten» in der Deutschschweiz hat in der Corona-Krise zugenommen, die Auflage ist bereits um einen Drittel eingebrochen, wie der Klein Report berichtete.

Bis der Medienkonzern näher über die Situation informiert, bleibt nur zu hoffen, dass allfällige Einstellungen von Print-Titeln lediglich vorübergehender Natur sein werden.