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Sonntag
15.03.2015

Medien / Publizistik

Tamedia investiert in den Digitalbereich

Tamedia investiert in den Digitalbereich

Tamedia ist in erster Linie ein Unternehmen, das viel investiert. Das wurde bei der Präsentation der Zahlen 2014 am Donnerstagmorgen klar. «Es war eines der besten Jahre der Geschichte und das in diesen schwierigen Zeiten», freute sich Verwaltungsratspräsident Pietro Supino. Dass der Preis des Gewinns in schwierigen Zeiten nicht ganz umsonst zu haben ist, man denke nur an die permanenten Sparaktionen im Personalbereich und im Marketing, sprach er dabei mit keinem Wort an.

Die Zahlen, die Supino zusammen mit CEO Christoph Tonini und Finanzchef Sandro Macciacchini präsentieren konnte, sind gut: Ein Umsatz von 1,114 Milliarden und ein Ergebnis von 159,7 Millionen Franken. Die Pressekonferenz fand bei einer frühlingshaften Aussentemparatur von 15 Grad statt. Dennoch war die Stimmung an der Präsentation im Tamedia-Gebäude an der Werdstrasse eher kühl. Die drei Männer wirkten wie Banker und keinesfalls wie kreative Medienmacher, die begeistert Qualitätsjournalismus verkaufen. Über Journalismus der eigenen Titel wurde an diesem sonnigen Morgen ohnehin nicht gesprochen.

Während in der Medienmitteilung das Kerngeschäft relativ weit unten und das entscheidende Flaggschiff, der «Tages-Anzeiger», nur im Digitalbereich erwähnt wurde, kam Pietro Supino gleich auf das Zeitungsgeschäft zu sprechen: «Gedruckte Zeitungen werden nicht verschwinden. Aber sie haben immer tiefere Auflagen, das heisst, es gibt höhere Stückkosten. Deshalb ist die indirekte Presseförderung sehr wichtig.» Eine Aussage des Verlegers, wie die Faust aufs Auge!, findet der Klein Report. In einem Unternehmen, in dem Effizienzprogramme das Maximum aller Dinge sind.

Mit der Einführung der Digitalschranke war der Verwaltungsratspräsident sehr zufrieden. Unglaubliche 6 Millionen Franken hat der Zürcher Medienkonzern in das technische Bezahlsystem investiert. Gerade mal 9000 reine Digitalabos sind bisher verkauft worden. «Der Trend stimmt uns positiv», findet aber CEO Christoph Tonini trotzdem.

Der Tamedia-CEO setzte den Schwerpunkt seines Vortrags auf das Digitalgeschäft: «Das gute Jahresergebnis war nur möglich, weil Tamedia ins digitale Geschäft investiert hat. Die Entwicklung im klassischen Print ist weiterhin negativ», meinte er zum Sorgenkind, aber eigentlichen Kerngeschäft des Medienhauses. Dafür steigen die Online-Werbeeinnahmen laut Tonini stetig.

«Im Segment Digital liegt das Hauptaugenmerk auf Wachstum», brachte Tonini die Einkaufstour des Unternehmens im E-Commerce-Bereich auf den Punkt. «Wir wollen das Glattzentrum im Schweizer E-Commerce werden», so Toninis Metapher.

«Wir wollen hier die höchsten Margen erzielen. Nur so haben wir auch eine Chance, uns gegen internationale Player durchzusetzen. Das muss auch die Wettbewerbskommission einsehen», sagte der Manager in Bezug auf die Entscheidung der Wettbewerbskommission, das geplante Joint Venture von Swisscom und Tamedia im Search-Bereich einer weiteren Überprüfung zu unterziehen.

An der Pressekonferenz wurden die digitalen Investitionen und die Digitalabos als Wachstumstreiber in den Vordergrund gestellt. Den Mitarbeitenden des Verlagshauses, die diese Strategie mittragen müssen und erst möglich machen, wurde mit keinem Wort gedankt. Das Unternehmen beschwichtigt sie mit einer Gewinnbeteiligung von 2510 Franken pro Person, das sind 52 Prozent mehr als noch im Vorjahr.

Ohnehin gibt es laut Supino keinen Grund für die Mitarbeitenden, unzufrieden zu sein. Auf die Abgänge beim «Tages-Anzeiger» angesprochen, meinte er: «Diese Abgänge sind etwas Normales. Wofür ich aber kein Verständnis habe, ist, wenn Leute sich mit wüsten Abgangsgesängen eine Plattform schaffen», meinte er in Anspielung auf das Ausscheiden von Wirtschaftsredaktor Bruno Schletti, der sich erdreistet hatte, die Sparwut von Tamedia öffentlich zu kritisieren. Bei Tamedia sollen offenbar die Journalisten gegen aussen besser schweigen.

Insgesamt zwar ein finanziell überzeugendes, aber ansonsten kein übertrieben sympathisches Bild, was die Tamedia-Führung am Donnerstagmorgen bot, meint der Klein Report. Ein Glücksfall für das Unternehmen soll an diese Stelle aber nicht unerwähnt bleiben: Kommunikationschef Christoph Zimmer, der das Unternehmen immer sympathisch, ehrlich und intelligent gegen Aussen vertritt.