Der «Tagi»-Kulturredaktor Martin Ebel wehrt sich in einer neuen Videokolumne gegen die Sprachverarmung. Immer freitags beschäftigt er sich in «Die kleine Sprachsprechstunde» mit Fragen rund um Grammatik und Stil, um richtig und falsch, um schön und unschön, kurzum: um die Pflege und Entwicklung des Sprachbewusstseins.
Lanciert wird die Videoserie vom Webvideo-Team von Tamedia in Zusammenarbeit mit dem Kulturressort des «Tages-Anzeigers» und erscheint wöchentlich auf tagesanzeiger.ch, derbund.ch und baz.ch.
Vom «TagesAnzeiger»-Redaktor wollte der Klein Report wissen, wie er auf die Idee für seine Kolumne gekommen ist. «Für die Form der Videokolumne hat mich mein Kollege Philippe Zweifel auf den `New Yorker` hingewiesen. Dort arbeitet eine Korrektorin, die `Comma Queen`, die in kleinen Videos jeweils an einem Beispiel erläutert, warum sie es so und nicht anders halten mit der Sprache», so Ebel.
Er ist fest davon überzeugt, dass viele Menschen ein starkes Interesse an Sprache haben. «Es ist ihnen nicht egal, wie geredet und geschrieben wird, und sie suchen selbst Anregungen und Aufklärung in sprachlichen Fragen.»
Auf die Frage, wie er den Wert der Sprache in der heutigen, stark visuellen Zeit einschätzt, antwortet das Mitglied der Kritikerrunde im SRF-«Literaturclub»: «Sicher, unsere Zeit ist vom Visuellen geprägt, aber wir haben auch eine starke Zunahme an sprachlichen Äusserungen - vom Internet bis zu SMS-Nachrichten.»
Masse plus Schnelligkeit führe schnell zu Oberflächlichkeit und produziere deshalb Fehler. «Ich kenne das vom Journalismus und bin natürlich als Journalist, von dem ein hoher Output erwartet wird, selbst täglich gefährdet», räumt Martin Ebel ein.
Nur Schwarzmalen über den Zustand der Sprache will Ebel aber nicht und so habe er immer ein offenes Ohr für sprachliche Veränderungen. Er ist überzeugt, dass Veränderungen die Sprache oft bereichern und neue, treffende, witzige Ausdrücke entstehen würden.
«Bei manchen Erscheinungen sehe ich jedoch Schlamperei, Faulheit, Verarmung», so Martin Ebel. Darauf möchte er in der «Kleinen Sprachsprechstunde» hinweisen. «Natürlich kann man über vieles streiten - und wenn die Kolumne zu Widerspruch und Diskussion anregt, umso besser!», sagt Ebel abschliessend zum Klein Report.
In der ersten Folge der Videoserie warnt der Kulturredaktor vor dem Adjektiv «tragisch».