In seiner neuen Kolumne «Die Medienzukunft mit Hansi Voigt» hat der Journalist in der «Wochenzeitung» (WOZ) gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber Tamedia vom Leder gezogen: Unter dem Titel «Der Markt solls richten!» unterstellt Voigt Verwaltungsratspräsident Pietro Supino, «sämtliche Medientitel (von ´Tages-Anzeiger` bis ´Schweizer Familie`) für eine halbe Milliarde Franken zum Kauf angeboten» zu haben.
«Alles ausser ´20 Minuten` – Print und vor allem Online», heisst es in der WOZ-Kolumne vom 11. Januar. «Unklar ist, wie ernst das Angebot gemeint war», so Hansi Voigt, der unter anderem in seiner Berufskarriere Chefredaktor von «20 Minuten»-Online (von 2008 bis Ende November 2012) war. Das Ziel des Tamedia-Konzerns aber sei klar: «Statt selber Inhalte herzustellen, will Tamedia von der Vermarktung bereits hergestellter Inhalte leben», so sein Fazit. So wie es Goldbach, aber auch Facebook oder Google bereits täten. Die Verkaufsabsichten von Pietro Supino unterlegt Hansi Voigt einzig mit «laut diversen Quellen», ohne aber eine einzige zu konkretisieren.
Gemäss Recherchen des Klein Reports wurde Tamedia nicht mit den Verkaufsabsichten konfrontiert, was für Christoph Zimmer besonders stossend ist: «Wir hatten keine Möglichkeit zu einer Stellungnahme, obwohl wir in den vergangenen zwei Jahren mehrfach klargestellt haben, dass der Journalismus der Kern unseres Unternehmens und nicht verkäuflich ist», wie der Leiter Kommunikation gegenüber dem Klein Report am Freitag sagte. Aus diesem Grund habe Tamedia eine Klage gegen Hansi Voigt und die «Wochenzeitung» (WOZ) eingereicht. Die Klage lautet auf Persönlichkeitsverletzung, zusätzlich wird die Löschung der Falschaussage und eine Publikation des Urteils verlangt.
Obwohl die Aussage falsch und frei erfunden ist, wurde die WOZ-Kolumne von mehreren Medien aufgenommen und in verschiedenen sozialen Netzwerken weiterverbreitet. Das Gerücht führte zu Nachfragen von Mitarbeitenden und Partnern von Tamedia und wirkt sich ruf- und geschäftsschädigend aus, womit auch das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) in Betracht kommt.
Nebst der Tamedia «Bereicherungsmaschinerie im Hintergrund» bekamen im Zuge der «No-Billag»-Initiative auch Kurt W. Zimmermann und Natalie Rickli ihr Fett ab. Unter der «strategischen Leitung des Journalisten», so Voigt, habe der Tamedia-Privat-Sender TV3 vor 20 Jahren innert Kürze 110 Millionen Franken verbrannt. Voigts Konklusion: «Die Tamedia-Eigentümerfamilie ist angesichts des TV3-Debakels dermassen traumatisiert, dass sie bis heute nie mehr einen Manager mit journalistischem Stallgeruch in die Nähe der Konzernleitung gelassen hat.» Da schwingt ganz offensichtlich viel Ressentiment mit.
Und noch eine Prise Misogynie von Hansi Voigt: «Etwas Innovatives, ein ´Tagesschau-Abo`, schlägt die ´Medien-Expertin` (´20 Minuten`) und Goldbach-Lobbyistin Natalie Rickli vor.»
Dass die «Medien-Expertin» sich irre, führte Voigt an der Nachrichtensendung «Naked News» aus, die über Abos finanziert sei und bei der sich die Nachrichtensprecherin nach jeder Meldung etwas mehr entblättere, bis sie nackig dastehe. Das sei weltweit die einzige Nachrichtensendung, die sich über Abos finanziere, konkludiert Voigt.