Tamedia hat 2015 aufgrund ihres Digitalgeschäfts ein Rekordergebnis verzeichnet, vor allem durch die Sondereffekte von search.ch. In Zukunft will die Mediengruppe dieses Segment weiter ausbauen und damit die rückläufigen Umsätze aus dem Kerngeschäft abfedern. Wie man die digitalen Angebote konkret in bare Münze umwandeln will, erklärt Christoph Tonini, Vorsitzender der Unternehmensleitung, gegenüber dem Klein Report.
Trotz sinkendem Umsatz und einem um 23,3 Prozent verminderten operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) zeigte sich die Unternehmensspitze der Tamedia bei der Präsentation der Jahreszahlen am Dienstag «hochzufrieden». Der Grund: Das operative Ergebnis nach Zinsen und Steuern stieg dank dem Aufwertungsgewinn aus dem Zusammenschluss von search.ch und local.ch im Vergleich zu 2014 um 109 Prozent auf einen Rekordwert von 334 Millionen Franken.
Überhaupt zeigte sich während der Präsentation, dass sich das Digitalgeschäft der Tamedia - bestehend aus den Ergebnissen ihrer Online-Plattformen ohne die Umsätze aus dem digitalen Publizistik-Angebot - immer mehr zum Zugpferd des Unternehmens entwickelt. Denn obwohl es sich (noch) um das kleinste Segment im Umsatz handelt, ist es mit der höchsten EBITDA-Marge von 32 Prozent das profitabelste. So ist der EBITDA im Bereich Digital im Vergleich zum Vorjahr um 12,5 Prozent auf 70,4 Millionen Franken gestiegen.
Triebfedern dieses Erfolgs waren laut Tonini - neben der «umsatz- und kostenmässigen Dekonsolidierung von search.ch» - die erstmalige Berücksichtigung von Doodle, home.ch und trendsales.dk während einer ganzen Berichtsperiode sowie die «Erstkonsolidierung der Ricardo-Gruppe». Die Ricardo-Gruppe – bestehend aus ricardo.ch, autoricardo.ch, ricardoshops.ch sowie olx.ch – wurde 2015 von Tamedia für 240 Millionen Franken vom südafrikanischen Medienkonzern Naspers übernommen.
Gemäss Tonini ist dies jedoch erst der Anfang der digitalen Revolution bei Tamedia. Denn bereits im Geschäftsjahr 2016 sollen 50 Prozent des EBITDA-Ergebnisses mit digitalen Angeboten erzielt werden. 2015 trug das Ergebnis aus dem Digitalgeschäft pro forma insgesamt 39,3 Prozent zum gesamten EBITDA bei. Neben dem Goldesel search.ch sollen die Lancierung von Tradono in der Deutschschweiz und die 2016 erstmals ganzjährige Konsolidierung der Ricardo-Gruppe das Digitalgeschäft pushen.
Die Gruppe soll zudem einem Makeover unterzogen werden. «Die Plattformen der Ricardo-Gruppe werden häufig noch als Online-Secondhand-Portale gesehen. Wir wollen in Zukunft aber auch vermehrt neue Produkte von Onlinehändlern in spezialisierten Rubriken anbieten», so Tonini gegenüber dem Klein Report. Neben dieser Ummodelung plane der Konzern zudem weitere Investitionen ins Digitalgeschäft.
«Wir werden die Immobilienplattform Immostreet vollständig übernehmen und in den weiteren Ausbau der Plattform tutti.ch investieren.» Diese sei zwar stark im Aufwind, schreibe jedoch noch immer Verluste. Überhaupt seien stetige Investitionen notwendig, um im Digitalgeschäft zu überleben. «Durch Investitionen nehmen wir zwar kurzfristig Verluste in Kauf, langfristig müssen wir uns aber stetig weiterentwickeln um uns der dynamischen Konkurrenz im Digitalgeschäft zu stellen», sagt der Unternehmensleiter.
Daneben seinen eventuelle Portfoliobereinigungen auch immer ein Thema. So verfüge man über digitale Angebote, die bisher nicht rentabel gewesen seien und von denen man sich eventuell trennen werde, wenn sie auch 2016 keinen Gewinn abwerfen. Der CEO nennt dabei die E-Commerce Plattform Fashion Friends als Beispiel. Die Namen weiterer fauler Eier will er nicht verraten.