Bereits zum zweiten Mal hat der «Tages-Anzeiger» eine interaktive Karte veröffentlicht, die zeigt, in welchen Städten, Dörfern und Kleinstgemeinden die Fans von verschiedenen Sportvereinen wohnhaft sind. Erneut ist detailliert aufgeführt, wie viele Saisonkarten der FC Zürich und GC in jeder einzelnen Gemeinde verkaufen konnte.
Zum Vergleich wird erstmals auch aufgezeigt, wie viele Anhänger eigentlich die Eishockeyklubs ZSC Lions und Kloten Flyers in den gleichen Dörfern haben. Was das Datenblog-Team zur überraschenden Schlussfolgerung bringt, dass insbesondere die Kloten Flyers beliebter seien als die Fussballkonkurrenz: «Die Flyers stellen in 59 von 169 Zürcher Gemeinden die meisten Saisonkartenbesitzer, gefolgt von den ZSC Lions (51), dem FC Zürich (29) und GC (9)».
Nebst der Beliebtheit der Flyers weist die zweite Fankarte eine weitere Überraschung auf: Das Datenblog-Team des «Tages-Anzeigers» hat seine umstrittene Fankarte für die Neuauflage deutlich geschrumpft. Neu umfasst sie nur noch den Kanton Zürich und nicht mehr sämtliche Schweizer Gemeinden wie im Vorjahr. Auch verzichtet der «Tages-Anzeiger» dieses Mal darauf, in seiner Karte die Wohnorte jener vereinzelten Saisonkartenbesitzer einzuzeichnen, die mit einem ausserkantonalen Verein mitfiebern.
Just ein solcher Fall hatte 2015 einen Fan dazu bewogen, beim Schweizer Presserat Beschwerde gegen die Fankarte einzulegen. Der weibliche FCZ-Fan aus dem Kanton Bern beklagte sich nach der Veröffentlichung der Karte erst (erfolglos) beim «Tages-Anzeiger» und anschliessend beim Presserat, da sie die einzige Anhängerin des Clubs in einem Radius von 20 Kilometern sei.
Der Schweizer Presserat trat aber nicht auf die Klage ein, weil diese unbegründet sei. Auf der Karte seien schliesslich keine Namen der Käufer und Käuferinnen publiziert worden.
Beim «Tages-Anzeiger» verneint man aber, dass die Schrumpfung der Fankarte eine Spätfolge der Presserats-Beschwerde ist. «Neu ist ja der Vergleich zwischen Eishockey und Fussball. Diesen auf die ganze Schweiz auszudehnen, hätte diesmal zu weit geführt, könnte aber allenfalls ein Projekt für die Zukunft sein», erklärte Simon Graf, stellvertretender Sportchef des «Tages-Anzeigers» und der «SonntagsZeitung» gegenüber dem Klein Report.
«Mit der Beschwerde beim Presserat hatte dies nichts zu tun. Der Presserat ging ja gar nicht auf die Beschwerde ein, da sie ihm offensichtlich unbegründet erschien. Daher ergaben sich für uns keine Einschränkungen in der Methodik. Unsere Daten sind ja anonymisiert», hielt Graf gegenüber dem Klein Report fest. Er liess allerdings durchblicken, dass bis auf Weiteres nicht geplant ist, erneut eine Karte zu veröffentlichen, die aufzeigt, in welchen Gemeinden der Restschweiz Fans der Zürcher Sportklubs wohnen. «Aufgrund der Daten der Saison 2014/15 wird es keine solche Karte geben», so Graf.
Für Simon Graf ist klar, dass eine Karte über die Wohnorte der Zürcher Sportfans von öffentlichem Interesse ist: «Als Zürcher Zeitung erachten wir das Thema, wer wo seine Fanbasis hat, als sehr interessant, berichten wir doch fast täglich über die vier grossen Clubs», sagte Graf dem Klein Report.