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Dienstag
16.10.2018

IT / Telekom / Druck

«Mär von den defizitären Poststellen»

«Mär von den defizitären Poststellen»

Die Schweizerische Post sieht sich gut auf Kurs beim Umbau ihres Filialnetzes. Die Gewerkschaft Syndicom wirft der Konzernspitze hingegen vor, mit buchhalterischen Tricks das Poststellen-Geschäft gezielt schlecht zu rechnen.

Die Umbaupläne der Post liegen seit 2016 auf dem Tisch: Bis 2020 will das Unternehmen die Zahl der eigenen Filialen von 1320 auf 800 bis 900 reduzieren. Im Gegenzug sollen die Partner-Agenturen von 850 auf 1200 bis 1300 angehoben werden.

Die «veraltete Struktur» verursache hohe Kosten, während die Kunden ihre Post-Geschäfte «immer seltener am Schalter erledigen», begründete die Post an einer Pressekonferenz vom Montag den umkämpften Umbau ihres Filialnetzes. «Nicht nur die Zahl der Briefe (-68 Prozent) und Pakete (-44 Prozent), sondern auch der Zahlungsverkehr (-44 Prozent) ist am Schalter seit 2000 massiv eingebrochen.»

Eine «Augenwischerei» sei dies, wirft Syndicom der Post vor: «Selbstverständlich» würden immer weniger Pakete in Poststellen und mehr in Agenturen aufgegeben, wenn seit dem Jahr 2000 über Zweidrittel der Poststellen geschlossen worden seien, so die Gewerkschaft. Laut dem Jahresbericht der PostCom sei die Kundenfrequenz pro Poststelle in den letzten Jahren sogar gestiegen, alleine in den Jahren 2011 bis 2017 um 25 Prozent.

Und auch mit Blick auf die Buchhaltung gehen die Meinungen diametral auseinander: Die Post argumentiert mit einem strukturellen Defizit im Poststellen-Geschäft. Dank dem Umbau des Post-Netzes hätte im ersten Halbjahr 2018 das Minus um 28 Millionen auf noch 60 Millionen Franken verkleinert werden können, wie die Konzernleitung bei der Zwischenbilanz gegenüber den Medien weiter sagte.

Die Post-Spitze rechne «gezielt schlecht», behauptet dagegen Syndicom in einer Medienmitteilung. Zum Beispiel würden die Leistungen für andere Unternehmenszweige «deutlich zu tief abgegolten, um die Mär von den defizitären Poststellen aufrechtzuerhalten». Mit solchen «Umbuchungen» sei laut Syndicom das Defizit im Jahr 2016 «buchhalterisch verdoppelt» worden.