Tamedia ist trotz schrumpfender Werbeeinnahmen ökonomisch hochrentabel, wie der Gewinn von 170 Millionen Franken zeigt.
Deshalb fordert die Gewerkschaft Syndicom von den Tamedia-Besitzern, dass sie «wieder verlegerische Verantwortung übernehmen», also Vielfalt statt Einheitsbrei und eine angemessene Beteiligung der Angestellten am Erfolg des Unternehmens.
«Im Geschäftsjahr 2017 schwebt Tamedia erneut in Gewinnsphären, die kein anderes Schweizer Medienunternehmen erreicht», konstatierte die Gewerkschaft am Dienstagmorgen im Anschluss an die Publikation der Geschäftszahlen des letzten Jahres. Tamedia habe mit 170 Millionen Franken «mehr als genügend Geld, um ein fortschrittlicher Verleger zu sein».
Jedoch fehle es am Willen, die vorhandenen Mittel in das Personal und in die Publizistik zu investieren. Der in den letzten zehn Jahren erwirtschaftete Gewinn von 1,5 Milliarden Franken sei vor allem in die Taschen der Aktionäre (400 Millionen) und von Verwaltungsrat und Konzernleitung (100 Millionen) gewandert. «500 Millionen Franken wurden so dem Unternehmen entzogen statt investiert», konstatiert die Gewerkschaft.
Sie fordert ein sofortiges Umdenken: Dazu gehöre eine Garantie für den Erhalt der medialen Vielfalt der Tamedia-Produkte und ein Moratorium für jegliche Abbaumassnahmen. Auch soll sich Tamedia «sofort wieder» dem Gesamtarbeitsvertrag (GAV) für die Druckindustrie unterstellen und sich für den Abschluss eines GAV für Journalistinnen und Journalisten in der Deutschschweiz und im Tessin einsetzen.
Geradezu «skandalös» ist nach Ansicht von Syndicom, dass Tamedia als grösster Aktionär der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA) eine führende Rolle beim aktuellen Stellenabbau einnehme und Reserven in Höhe von 4 Millionen Franken aus der SDA ziehen wolle. «Das ist verantwortungslose Geldgier, denn die SDA spielt eine entscheidende Rolle in der medialen Grundversorgung der viersprachigen Schweiz.»
Sollte sich das Personal von Tamedia mit «Aktionen und Kämpfen» gegen Abbaumassnahmen und für die sofortige Wiederanerkennung des GAV im Druckbereich und den Abschluss eines GAV für die Redaktionen der Deutschschweiz und im Tessin einsetzen, so werde die Gewerkschaft Syndicom die Mitarbeiter «mit allen Kräften unterstützen».