Der Montag, 14. Juni, steht ganz im Zeichen des Frauenstreiks: Tausende Frauen gehen in der Schweiz auf die Strasse und demonstrieren für faire Löhne, bessere Renten und gegen Sexismus am Arbeitsplatz.
Mit riesigen Transparenten und lauten Sprechchören zogen am 14. Juni 2019 eine halbe Million Menschen durch Schweizer Strassen. Der Frauenstreik vor zwei Jahren war eine der grössten politischen Demonstrationen in der jüngeren Geschichte des Landes.
2021 wird der Streiktag pandemiebedingt kleiner ausfallen. Trotzdem haben zahlreiche Organisationen im Internet, auf den Strassen und am Arbeitsplatz mobilisiert, darunter auch die Gewerkschaft Syndicom, welche die Bereiche Medien und Kommunikation abdeckt.
Auf die Frage des Klein Reports, welche Aktionen am Streiktag geplant sind, sagt Syndicom-Mediensprecherin Lena Allenspach am Montag: «In der ganzen Schweiz werden verschiedene Aktionen in Städten durchgeführt. In Bern haben wir vonseiten Syndicom den Tag mit einem gemeinsamen Mittags-Picknick auf Plätzen und in Parks eingeläutet.»
Exakt um 15.19 Uhr machten die streikenden Frauen dann Feierabend: «Das ist der Zeitpunkt, ab dem Frauen gratis arbeiten», erklärt Lena Allenspach und fügt an: «Die Lohndifferenz zwischen Frauen und Männern ist in den vergangenen Jahren grösser geworden. Faktisch arbeiten Frauen ab 15.19 Uhr gratis. Darum wird dann eine grosse Lärm-Aktion durchgeführt.»
Der verfrühte Feierabend wird in der ganzen Schweiz gefeiert. In Zürich ist eine gemeinsame Aktion unter dem Motto «Wir lassen uns nicht unter den Teppich kehren!» angekündigt, wie ein Blick auf die Webseite 14juni.ch zeigt, die vom Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB) betrieben wird.
Am Tag der Aktion trafen sich die Bernerinnen dann um 17.45 auf dem zentralen Waisenhausplatz und bildeten eine «feministische Menschenkette», beschreibt Allenspach das Streik-Programm in der Bundesstadt später gegenüber dem Klein Report. Und ab 18 Uhr gab es in verschiedenen Schweizer Städten grössere Demonstrationen.
Angesprochen auf Aktionen, die spezifisch für Angestellte in der Kommunikations- und Medienbranche angedacht sind, antwortet Lena Allenspach: «Am Morgen haben unsere Vertreterinnen Guetzli und Flyer an die Mitarbeitenden in verschiedenen Buchhandlungen, Briefzentren und Shops verteilt.»
Ob auch Journalistinnen mitstreiken, konnte sie nicht vorhersagen. «Es ist keine spezifische Aktion von den Medienschaffenden geplant», so Allenspach dazu.
Generell sei die Mobilisierung Corona-bedingt kleiner ausgefallen als 2019, bilanziert Allenspach zum Abschluss. Dafür habe aber die Sensibilisierung für Gleichberechtigung teilweise zugenommen, was sich unter anderem an der erhöhten Gesprächsbereitschaft bei Unternehmen zeige: «Syndicom diskutiert momentan bei der Swisscom über eine Verkürzung der Arbeitszeit. Das kommt vor allem auch Frauen zugute, da sie mehr Care-Arbeit leisten und Teilzeit arbeiten», führt Allenspach im Gespräch mit dem Klein Report aus.
Der offene Brief von den Tamedia-Journalistinnen, der Anfang März viel Aufsehen erregte, ist für Allenspach unter anderem darauf zurückzuführen, dass Frauen über Missstände öffentlich mehr sprechen.
Dazu befindet sich Syndicom allerdings nicht in Gesprächen mit Tamedia: «Wir stehen den Unterzeichnerinnen des Briefes nach wie vor unterstützend zur Seite – der Lead ist aber bei den Journalistinnen», sagt Allenspach.
Was bei Tamedia derzeit im gewerkschaftlichen Fokus stehe, sei der Protest «#keinehalbenSachen» der Berner Redaktionen gegen das «massive Spar- und Entlassungsprogramm» bei «Berner Zeitung», «Bund» und technischem Redaktionspersonal.