Content:

Montag
24.10.2016

Medien / Publizistik

Die Redaktionen der beiden Westschweizer Zeitungen «24 heures» und «Tribune de Genève» haben der mit Tamedia ausgehandelten Einigung über die Begleitmassnahmen bei den geplanten Kündigungen zugestimmt.

Syndicom begrüsst zwar, dass anstatt 24 «nur» noch 20 Kündigungen ausgesprochen und die Entschädigungen erhöht werden. Der Angriff auf die Qualität und Vielfalt der Presse durch eine Mediengruppe, der es finanziell ausgesprochen gut geht, bleibt aber ein Problem. Umso skandalöser ist es, dass heute nach dem gleichen Muster auch 5 Entlassungen bei der «Berner Zeitung» angekündigt wurden, schreibt syndicom in einer Medienmitteilung.

Da die entlassenen Kolleginnen und Kollegen nie ersetzt werden, wächst der Druck auf die Redaktionen weiter. Die Gewerkschaft sei bereit, mit der aus der Mobilisierung in der Romandie entstandenen Unterstützungsbewegung zusammenzuarbeiten.

Nach Ankündigung der Restrukturierung bei «24 heures» und «Tribune de Genève» ist in der Westschweizer Bevölkerung eine breite Unterstützungsbewegung entstanden.

Mit ihr im Rücken konnten die Personalvertretungen mit der Direktion von Tamedia Suisse Romande über eine Reduktion des Stellenabbaus und über die Begleitmassnahmen verhandeln. Da Syndicom noch nicht als Sozialpartnerin des in der Romandie geltenden GAV anerkannt ist, nahm die Gewerkschaft nicht an den Verhandlungen teil. Sie unterstützte aber die Verhandlungsdelegation und die betroffenen ArbeitnehmerInnen mit rechtlicher und gewerkschaftlicher Beratung.

Syndicom beurteilt die Einigung mit Ambivalenz: Einerseits ist es den Personalvertretungen gelungen, das Sozialplanangebot von Tamedia erheblich zu verbessern. Andererseits wird die Demontage der regionalen Presse damit nicht gebremst.

Begrüssenswert ist, dass die Entschädigungen bei Arbeitslosigkeit nach der Kündigungsfrist um zwei Monate verlängert wurden. Erhöht wurde auch der Fonds, mit dem unter anderem Weiterbildungen und Umschulungen finanziert werden.

Weiter wurde erreicht, dass nur 20 der ursprünglich geplanten 24 Kündigungen ausgesprochen werden. Im Falle freier Stellen und bei Versetzungen innerhalb der Mediengruppe soll es zudem die Möglichkeit zur Wiedereinstellungen geben. Dadurch dürften am Ende tatsächlich weniger Personen von einer Kündigung betroffen sein.

Dennoch: Angesichts der ausgezeichneten Finanzlage von Tamedia mit einem Aufwertungsgewinn von 334 Millionen Franken im Jahr 2015 und einhergehend mit einer Verdoppelung der Direktionssaläre, bleibt das Ergebnis enttäuschend. Die wirtschaftliche Stärke, aus der Tamedia den Abbau weiterführt, verstärkt das Unverständnis und die Wut des Personals wie der Öffentlichkeit, so Syndicom.

Tamedia ist ein mächtiger Medienkonzern, der über 50 Prozent der abonnierten Tagespresse in der Romandie beherrscht. Es stimmt zwar, dass die Werbeeinnahmen schwinden und zunehmend in die Online-Medien fliessen, doch Tamedia ist längst auch einer der grossen Player im Online-Rubrikenmarkt. Und in diesen Bereichen explodieren die Gewinne, heisst es von Seiten der Gewerkschaft.

«Aus dieser Position heraus hat Tamedia auch eine Verantwortung gegenüber der Öffentlichkeit, der Politik und der Zivilgesellschaft, den Qualitätsjournalismus zu sichern und hochstehende Informationen bereitstellen», findet Stephanie Vonarburg, Zentralsekretärin Presse und elektronische Medien, von Snydicom.

Die Gewerkschaft werde mit der Bewegung zusammenarbeiten, die durch die Petition für den Erhalt der Medien in der Romandie entstanden ist. Eine Koordination mit weiteren Regionen der Schweiz – man denke an «Rettet den Bund» und «Rettet Basel» –sei denkbar.

Mit der Ankündigung, auch bei der «Berner Zeitung» wegen rückgängiger Werbeeinnahmen 5 Stellen streichen zu wollen, desavouiert sich Tamedia noch mehr. «Ein Medienunternehmen, das seine Publikationspolitik allein von den Werbeeinahmen abhängig macht, anstatt in den Journalismus zu investieren, verliert bei Leserinnen und Lesern die Glaubwürdigkeit», so Stephanie Vonarburg abschliessend.