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Donnerstag
19.04.2018

Medien / Publizistik

Supino hofft auf «gegenseitige Bereicherung»

Supino hofft auf «gegenseitige Bereicherung»

Zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und journalistischen Qualitätsansprüchen: Christoph Blocher, der seine «Basler Zeitung» nach Zürich verkauft, erklärte am Mittwoch gemeinsam mit Tamedia-Verleger Pietro Supino die Hintergründe des grossen Mediendeals.

«Eine Zeitung, die keinen Gewinn macht, geht unter», erklärte Christoph Blocher in Basel vor den Medien. Nach seiner Kontrollübernahme habe er das Unternehmen, damals ein «Gebilde mit mehr als 1000 Leuten», umfassend saniert, so Blocher. «Die letzten Sanierungsmassnahmen haben wir im letzten Jahr getroffen.»

Glaubt man den Zahlen, die Blocher am Mittwoch vorlegte, war die Sanierung ein voller Erfolg: Aus einem Verlust von 7,8 Millionen Franken, den die «Basler Zeitung» im Jahr 2012 schrieb, wurde 2018 ein Gewinn von 5 Millionen Franken. «Klar ist aber: Der Leserschwund geht die nächsten Jahre weiter, das gilt auch für die Abonnenten.»

Christoph Blocher sei nun an einem Punkt angekommen, an dem er keine weiteren Massnahmen sehe, um den Druck von der Inserateseite weiter auffangen zu können. Oder anders ausgedrückt: Das Sparpotenzial innerhalb der BaZ ist ausgeschöpft, weitere Sanierungen schwierig. «Der BaZ geht es heute gut und sie hätte auch die nächsten zwei bis drei Jahre mit Gewinn bestehen können. Aber wir mussten jetzt handeln.»

Eine Zukunft für eine «Basler Zeitung» mit einer Redaktion, die sämtliche Inhalte, ob regional oder überregional, eigenständig in Basel schreibt, sah Christoph Blocher nicht mehr. Er machte sich deshalb auf die Suche nach einem Partner, um weitere Kräfte zu bündeln. Doch die Gespräche für ein Mantelkonzept sind allesamt gescheitert.

Unter diesen Umständen bezeichnete Blocher die Option «Tages-Anzeiger» beziehungsweise «TA-Media», wie er sagte, als «beste Lösung». Die Alternative wäre nämlich ein Verkauf an NZZ und die AZ Medien gewesen, die «ebenfalls sehr interessiert waren, die BaZ zu übernehmen». Und an dieser Stelle betonte Blocher neben den wirtschaftlichen Überlegungen auch die Medienvielfalt: «Wäre die BaZ an NZZ und AZ Medien gegangen, gäbe es ein Pressemonopol im Aargau, Basel, der Innerschweiz, St. Gallen und im Thurgau.»

Auch in der Rhetorik von Pietro Supino, der die «Basler Zeitung» in sein Tamedia-Netzwerk mit der Mantelredaktion und allen technologischen Strukturen integrieren will, fand die Medienvielfalt ihren Platz. «Es gibt ein gewisses Dilemma zwischen Qualität und Vielfalt», gab Supino zu. «Wenn man Ressourcen zusammennimmt, leidet die Vielfalt.»

Doch der Verleger sei davon überzeugt, dass man im Dilemma nicht der Vielfalt, sondern der Qualität die Priorität geben müsse. Hier hoffe er mit der Kräftebündelung bei BaZ und Tamedia auf eine «gegenseitige Bereicherung».

Darüber hinaus biete die BaZ-Übernahme auch die Chance, die erst kürzlich eingeführten Strukturen der Tamedia «nochmals gründlich zu überdenken». So sollen Leistungen nicht nur von der Mantelredaktion Tamedia zu den einzelnen Zeitungen, sondern künftig «in beide Richtungen fliessen», also auch von den lokalen Titeln zurück zur Tamedia-Einheit. «Ziel ist es, dass das Ganze auch vom Know-how in den einzelnen Redaktionen profitiert», skizzierte der Verleger weitere Strukturanpassungen beim Medienkonzern.

Auf die Frage im Anschluss an die Medienkonferenz, ob es im Gefolge der BaZ-Eingliederung ins Tamedia-Netzwerk zu Entlassungen kommen wird, antwortete Pietro Supino ausweichend. Dies sei «nicht Thema des Vorganges», erklärte er. Die Branche stehe als Ganzes unter Druck, es werde in fünf oder zehn Jahren sicher weniger Journalismusstellen geben als heute. «Vorausdenkend betrachtet werden mit der Kräftebündelung mehr Stellen erhalten als ohne.»