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Sonntag
28.07.2024

Medien / Publizistik

Gegen die Vize-Chefredaktorin der «Süddeutschen Zeitung» (SZ), Alexandra Föderl-Schmid, sind anfangs 2024 Plagiatsvorwürfe laut geworden. Diese zogen heftige Reaktionen in den Medien nach sich.

Es kam zu einem überhasteten Abzug der österreichstämmigen Journalistin aus dem Tagesgeschäft der Zeitung in München, wie der Klein Report berichtete. Nun wird die ehemalige Chefredaktorin der österreichischen Tageszeitung «Der Standard» zur SZ zurückkehren.

Die Vorwürfe, Föderl-Schmid sei beim Verfassen ihrer Texte unsauber mit Quellen umgegangen, wurden von der populistischen Plattform Nius erhoben. Die vom früheren «Bild»-Chefredaktor Julian Reichelt gegründete Plattform hatte ein entsprechendes Gutachten beim selbsternannten Plagiatsjäger Stefan Weber erstellen lassen. Weber hatte dereinst auch die Dissertation von Politikerin Annalena Baerbock durchforstet.

Was darauf folgte, war eine mediale Hetzkampagne. Sowohl in den Print- als auch in den Sozialen Medien wurde der Vorwurf aufgenommen und hochstilisiert. Die «Neue Zürcher Zeitung» fragte sich gar, ob hier ein neuer «Fall Relotius» vorliegt.

Dem damaligen «Spiegel»-Redaktor Claas Relotius konnte nachgewiesen werden, dass er einen grossen Teil der Protagonisten und Vorgänge in seinen Reportagen erfunden hatte. Die Verunglimpfung der Journalistin endete in ihrem zeitweiligen Verschwinden, das als Selbstmordversuch gedeutet wurde.

Der 53-jährigen Alexandra Föderl-Schmid können jedoch keine Vergehen vorgeworfen werden. Ein externes Gutachten kam im Mai 2024 laut dem «Berliner Tagesspiegel» zum Schluss: «In über 1000 von Föderl-Schmid verfassten Texten fanden sich keine Hinweise, dass sie systematisch journalistische Eigenleistungen von Kollegen übernommen, also plagiiert hat.»

Der Medienethiker Alexander Filipović von der Universität Wien vertritt in einem Interview des KNA-Mediendienstes die Meinung, dass die Kampagne gegen Föderl-Schmid übertrieben harsch gefahren wurde: «Nach allem, was wir wissen, hat sie an der einen oder anderen Stelle handwerkliche Fehler gemacht. Die Fehler rechtfertigen in keiner Weise, dass da ein Mensch unmöglich gemacht wird.»

Die «Süddeutsche Zeitung» hatte bereits bei der Präsentation der Untersuchungsergebnisse erklärt, Föderl-Schmid solle in die Redaktion zurückkehren, ihr die Entscheidung aber offen gelassen, ob sie weiterhin eine Position in der Chefredaktion bekleiden möchte. Im September 2024 wird es also so weit sein und Föderl-Schmid wird wieder Einsitz im Redaktions-Team der Zeitung nehmen.

«Die Journalistin soll künftig den Newsdesk in einer Doppelspitze mit Jens Schneider leiten, der bereits seit 2022 Nachrichtenchef des Blattes ist», vermeldet die «Tagesschau» der ARD. Teil der Chefredaktion wird Föderl-Schmid auf eigenen Wunsch hin nicht mehr sein. Föderl-Schmid erklärte dazu: «Ich freue mich, wieder in die Redaktion zurückzukehren.»

Damit dürfte wohl das letzte Kapitel im Plagiatsdrama um Alexandra Föderl-Schmid geschrieben sein.