Mitten in dem politischen Streit ums Replay TV will das Schweizer Start-up neues.tv einen «TV-Butler» lancieren. Die Software soll Sendungen nach persönlichen Vorlieben aufzeichnen - und beim Abspielen automatisch die Werbung überspringen können.
«Mioviu» soll der TV-Dienst heissen, an dem neues.tv zurzeit herumtüftelt. Wenn der Nutzer keine Werbung auf seinem TV-Screen sehen will, richtet sich die Wiedergabe‐Software danach und blendet die Werbung automatisch aus. Die Werbung erkennt Mioviu mithilfe eines Tools, die es Computern erlaubt, Video-Inhalte «zu verstehen», wie es in einer Mitteilung heisst.
Das politische Seilziehen ums Replay TV zieht sich seit Monaten dahin. Während die TV-Sender durchs Überspuhlen der Werbung Einnahmen verlieren und eine höhere Abgeltung von den TV-Verbreitern wie Swisscom oder UPC verlangen, wollen die Verbreiter ihren Kunden zeitversetztes Fernsehen weiterhin zu möglichst günstigen Preisen anbieten.
Vor Kurzem hatte sich nach der Fernmeldekommission auch noch die Rechtskommission des Nationalrats in den Streit eingeschaltet. Sie will, dass die TV-Sender mit den Verbreitern über die Möglichkeit zum Überspuhlen von Werbung «verhandeln» können. Die TV-Verbreiter, darunter UPC und der Verband der Schweizer Kommunikationsnetze Suissedigital, lehnen den Vorschlag dezidiert ab.
Der TV‐Butler‐Dienst von neues.tv sei «erst ein Konzept», betont der Initiant Lukas Gysling am Freitag. Gysling war bis im Februar über sechs Jahre lang für den Internet- und TV-Verbreiter Quickline im Product Management tätig, davor arbeitete er unter anderem als Leiter des Multimedia Playout Centers bei der SRG-Tochter Swiss TXT.
Ob es tatsächlich eine Nachfrage nach einem TV-Butler gibt, testet Lukas Gysling seit gestern auf dem Crowdfunding‐Portal Wemakeit. Erst wenn er mindestens 500 Vorbestellungen bekommt, will er das Projekt umsetzen.