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Sonntag
17.04.2016

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Fulminanter Auftritt von Marc Forster

Fulminanter Auftritt von Marc Forster

Für seinen experimentellen Film «Loungers» hatte er 1995 ein Budget von 10 000 US-Dollar zur Verfügung - 13 Jahre später waren es für die Bond-Verfilmung «Quantum of Solace» ganze 230 Millionen US-Dollar. Wer könnte also besser wissen als Starregisseur Marc Forster, was die «Start-up-DNA» ausmacht? Am Goldbach Demo Day 2016 gab Forster interessante und sympathische Einblicke in seine persönliche Erfolgsgeschichte.

Mike Baur, Gründer der Swiss Start Up Factory, wollte in der Diskussion zunächst wissen, wie sich die digitale Transformation auf das Filmgeschäft in Hollywood auswirkt. «Google ist nach Venice Beach gezogen, seither spricht man auch von `Silicon Beach`», erklärt Forster die Situation in Los Angeles, wo neben Google auch Youtube, Buzzfeed oder Myspace zuhause sind. Die neuen Player in der Filmindustrie kommen ebenfalls aus der Technologiebranche und heissen Netflix und Amazon.

«Sie alle brauchen immer mehr Content», erklärt Forster vor dem Publikum am Freitag. So kommt es, dass beispielsweise neben seinem Film «World War Z» aus dem Jahr 2013 auch ein Game erschienen ist: Zuerst kommt das Buch, dann der Film und schliesslich das passende Videospiel dazu auf den Markt. Hinzu kommen zunehmend Möglichkeiten im `Virtual Reality`-Bereich. «Durch bestehende Konvergenzen kann ich als Regisseur auch im Budget sparen», sagt Forster: Ein Drache, der für einen Film entworfen wird, könne beispielsweise auch für das Game zum Film verwendet werden.

«Nur auf einer Schiene zu fahren, ist ein veraltetes Denken», findet der erfolgreiche Regisseur und Drehbuchautor deshalb und gibt als nächstes Auskunft über den Zeitdruck, den es in Hollywood gibt. «Im Filmdreh gibt es eine `Development`- und eine `Production`-Phase. In der Produktionsphase selber handle ich nur noch intuitiv, vergleichbar mit einem Sportler während eines Spiels», erklärt Forster. In der `Post-Production`-Phase gäbe es noch einmal die Möglichkeit für Reflexion. «Bei der Bond-Verfilmung war diese Zeit beispielsweise sehr kurz, weil das Barbara Broccoli, die Produzentin, so wollte», schildert er weiter.

Mike Baur vergleicht diesen Zeitdruck mit den «Milestones», welche die anwesenden Jungunternehmer, die den dreimonatigen Accelerator-Kurs der Swiss Start Up Factory hinter sich haben, erreichen mussten, und fragt sogleich: «Was macht Deiner Meinung nach die `Start-up-DNA` aus? Wie war das bei Dir? Hattest Du jemals Zweifel daran, ein erfolgreicher Regisseur zu werden?» Marc Forster: «Für mich gab es keine `option of failure`», so der Regisseur und fügt die passende Erklärung aus der Physik gleich selber an: «Jede Aktion verursacht eine Reaktion. Jede Energie, die ich in ein Projekt investiere, verursacht auch einen Output», sei er sich immer sicher gewesen.

So habe er seine Entscheide stets aus Leidenschaft getroffen, «der Rest folgt dann, `money follows`», so der Erfolgsregisseur. Zum Erfolg gehören seiner Meinung nach aber genauso Misserfolg und Kritik, «denn daraus kann ich lernen», sagt Forster, der auch für die Zukunft grosse Pläne hat: «Ich habe das Gefühl, ich habe noch gar nichts erreicht», meinte er bescheiden. Sein Ziel sei es, einmal eine eigenen Film-Franchise zu besitzen.

Derzeit dreht Marc Forster für Amazon Prime die zweite Staffel der Serie «Hand of God»: «Mir gefällt daran, dass nicht ein CEO eines TV-Senders, sondern die `Consumer` selber entscheiden, ob sie mehr von der Serie sehen wollen oder nicht», so der Regisseur.

Ausserdem schätze er an der Zusammenarbeit mit Amazon, dass nicht in seinen kreativen Bereich interveniert werde. Dafür sei es umso wichtiger, das Budget einzuhalten. «Vier Millionen Dollar, nicht mehr», habe man ihm immer wieder gesagt. Dann zeigt Forster noch die Möglichkeiten auf, die sich für Amazon mit einer eigenen Serie ergeben: «Jemand sieht die Serie und denkt sich: Mir gefällt diese Jacke. Dann kann er die Jacke anklicken, bestellen und Amazon dadurch mehr Produkte verkaufen», skizziert er die Zukunft.