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Sonntag
09.03.2025

Medien / Publizistik

«Den Aufstieg ins Basislager haben wir geschafft. Aber der Berg liegt noch vor uns»: Am 17. März geht «Zwischenbrücken» online... (Bild: zVg)

«Den Aufstieg ins Basislager haben wir geschafft. Aber der Berg liegt noch vor uns»: Am 17. März geht «Zwischenbrücken» online... (Bild: zVg)

Der Countdown für das neue Wiener Online-Magazin «Zwischenbrücken» läuft: Das Startkapital ist beisammen, die letzten Vorbereitungen laufen auf Hochtouren.

«Ich muss zugeben, dass ich den Aufwand, ein neues Online-Medium zu gründen, doch ziemlich unterschätzt habe», sagt Magazin-Gründer und Tamedia-Journalist Bernhard Odehnal gegenüber dem Klein Report.

Damit meint der Journalist, der seit 2004 für den Zürcher «Tages-Anzeiger» arbeitet, nicht den Journalismus, sondern die technischen Herausforderungen.

«Selbst wenn wir ein sehr kleines Team sind, so braucht es doch ein Redaktionssystem, in dem die Planung von Geschichten eingetragen wird, ihr Status und was noch zu tun ist.» 

Dann müsse auch die Website und der Newsletter gebaut sowie ein Abosystem eingerichtet werden. Und die richtigen Anbieter müssten gefunden und der Auftritt in den sozialen Medien gut überlegt werden. 

«Und daneben sollten wir auch schon für die ersten Geschichten recherchieren. Manchmal bekomme ich da schon das Gefühl, es explodiert jetzt gleich mein Kopf», sagt Bernhard Odehnal weiter zum Klein Report.

Odehnal pendelt zwischen Zürich und Wien. Seit 2004 ist er für den Zürcher «Tages-Anzeiger» tätig, zuerst als Korrespondent für Österreich und Mitteleuropa, seit 2017 gehört er zum Recherchedesk.

Wie am Schnürchen lief es bei der Geldsuche. Das Crowdfunding, das am 4. März abgeschlossen wurde, lief besser, als Odehnal es erwartet hatte. «Ursprünglich dachte ich: Wenn wir auf 10000 Euro kommen, ist das ein Erfolg. Jetzt sind wir bei 27000 Euro gelandet.»

Gleichzeitig hatte er auch noch die Zusage für eine kleine Medienförderung der Stadt Wien bekommen, die nochmals 10000 Euro einspielt. 

«Viele Menschen haben mir schon zu diesem Erfolg gratuliert. Und ich antworte immer: Ja, den Aufstieg ins Basislager haben wir mit viel Unterstützung geschafft. Und dafür sind wir sehr dankbar! Aber der Berg liegt noch vor uns und da müssen wir alleine hinauf.»

Online geht das lokaljournalistische Wiener Stadtmagazin am 17. März. Ab dann will Bernhard Odehnal mit seinem kleinen Team, zu dem noch die Journalistin Naz Küçüktekin und der Fotograf Christopher Mavrič gehören, immer donnerstags eine grössere Reportage publizieren und einen Newsletter verschicken. In den Tagen dazwischen sind kleinere Geschichten geplant. 

Jeweils am Montag soll ein Portrait einer Person aus den Wiener Bezirken Leopoldstadt und Brigittenau erscheinen, aufgezeichnet vom Journalisten Ernst Schmiederer, der zuvor unter anderem für «Profil», für die «Zeit» und für «Facts» arbeitete. 

Und immer dienstags will Odehnal über ein historisches Thema schreiben, zu Beginn gleich einmal über die Bezeichnung «Zwischenbrücken», dem Namen seines Magazins.

«Für mich war das eigentlich das Einzige, was von Anfang an feststand: dieser Titel», sagt Bernhard Odehnal auf die Frage des Klein Reports, was hinter dem Namen stehe.

Ganz am Anfang wollte er sein neues Medium «Zwischen den Brücken» nennen. «Und die Idee dazu kam mir – jetzt bitte nicht lachen – durch den Titel der grossartig absurden US-TV-Show ‚Between two ferns‘ von Zach Galifianakis. Wobei ich im Gegensatz zu Zach niemals besonders lustig oder zynisch sein wollte.»

Aber dieses «Zwischen» habe er immer passend gefunden. Besonders auch für die Region, über die Odehnals Online-Magazin berichten wird: «Die Bezirke Leopoldstadt und Brigittenau liegen ja wirklich wie auf einer Insel zwischen Donaukanal und Donau, sie sind nur über Brücken erreichbar. Brücken haben immer etwas Verbindendes und das wollen wir auch mit unserem Medium: Menschen und Bezirke verbinden.»

Die historische Gemeinde Zwischenbrücken lag im damaligen Schwemmland der Donau, die sich nach den Engstellen im Voralpenland in Wien in zahlreiche Arme verbreitete und oft über die Ufer trat. Die kleine Gemeinde lag zwischen den Brücken, über die damals die einzige Strasse von Wien in Richtung Prag und Brünn führte. 

Als man die Donau um 1870 durch die Regulierung in eine gerade Bahn zwang, wurde aus dem Schwemmland Stadtgebiet und Zwischenbrücken ging im Wiener Bezirk Leopoldstadt auf, der wiederum später in Leopoldstadt und Brigittenau geteilt wurde. 

Der Name Zwischenbrücken blieb für einen Teil der Bezirke erhalten, wobei ihn in der jüngeren Generation gemäss Bernhard Odehnal kaum noch jemand kennt. «Vielleicht kann ich das ja wieder ändern?»

Eine Bezahlschranke ist im Moment nicht geplant. Der Zugang zur Website werde «vorerst» frei sein, so Odehnal weiter zum Klein Report. 

«Wir appellieren aber an die Community, ein Unterstützungsabo zu lösen». Ab 5 Euro pro Monat sitzt man im Boot.