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Freitag
30.09.2016

TV / Radio

Fur-alle-SRG-Roger-de-Weck-Ruedi-Matter-Klein-Report

Dicke Post für Journalistinnen und Journalisten: Am Donnerstag verschickte die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) ein 42-seitiges Plädoyer für sich selber. Unter dem Titel «Für alle» gab die SRG ausführlich ihre Meinung dazu ab, wer sie ist, was sie tun soll und was sie zukünftig tun wird. Es ist der Beitrag der SRG zur Diskussion über den Service public.

Umfangreich und aufwändig wird im Dokument aufgezeigt, weshalb die SRG in der digitalen Welt «wichtiger denn je» sei: Mathematische Algorithmen, die über journalistische Inhalte entscheiden, sinkende Qualität bei den Medien in der Schweiz und einmal mehr die Konkurrenten Facebook, Google und Co.

Wie gut, dass die SRG als «Leuchtturm-Marke» für Glaubwürdigkeit, Unabhängigkeit und Objektivität steht, so die Devise. So haben Leserinnen und Leser bei der ganzen Informationsflut im Internet einen Richtwert, dem sie blind vertrauen können.

In «Für alle» werden zudem mehrere Studien erwähnt, welche die Sichtweise der SRG untermauern. Studien, die sich dezidiert oder gar kritisch zur SRG äussern, werden hingegen nicht aufgeführt. Dafür zeigt die SRG einmal mehr auf, wo sie ihre Zukunft sieht, nämlich im Online: «Die kommenden Generationen sind unsere Zukunft», heisst es überraschend. Und diese treibt sich überwiegend in den sozialen Medien herum. «Wir müssen das junge und urbane Publikum erreichen. Wir müssen im Netz präsent sein», heisst es unter anderem.

Auch das häufig als zu breit bezeichnete Unterhaltungsangebot der SRG wird im Laufe des Dossiers verteidigt. Allerdings mit widersprüchlicher Argumentation: Während mathematische Algorithmen zuvor noch kritisiert werden, weil sie Leserinnen und Lesern nur Dinge zeigen, die sie sehen wollen, heisst es später: «In der repräsentativen Studie zum Image der SRG haben sich 70 Prozent der Befragten für Unterhaltungsangebote im Programm der SRG ausgesprochen.» Also doch das Motto: Zeig dem Publikum, was es sehen will.

«Die SRG ist für alle da», lautet es schliesslich im Schlusswort. Und das am besten auch zukünftig zum Preis von 1,6 Milliarden Franken, denn bei Radio- und TV-Produktionen sinken die Kosten zwar, aber «gleichzeitig steigen die Kosten für neue Angebote im Internet. Die Technologiekosten sind auf hohem Niveau stabil», so die SRG.

Drei Stunden, nachdem «Für alle» verschickt wurde, folgte vom gleichen Absender eine «Einladung zu einem Medienfrühstück»: Am 4. Oktober von 09:00 Uhr bis 10:30 Uhr laden SRG-Direktor Roger de Weck, sein Stellvertreter Gilles Marchand und Ladina Heimgartner, Mitautorin von «Für alle» und Direktorin RTR, zum «Austausch» in Bern. Mit anderen Worten: Wer auf das 42-seitige Plädoyer antworten will, muss früh aufstehen.