Die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) schreibt für 2015 ein rotes Minus von 90 Millionen Franken. Die Gründe dafür glaubt der Medienkonzern mit dem «Frankenschock», der «absehbaren Senkung des technischen Zinses der Pensionskasse» sowie dem «Mehrwertsteuer-Urteil des Bundesgerichts» schon ausfindig gemacht zu haben. Dementsprechend berichtet die SRG bereits jetzt, am 7. April 2016: «Dank konsequentem Sparen schreibt die SRG ab 2016 wieder schwarze Zahlen.»
Zunächst nennt die SRG den Frankenschock als Grund dafür, dass sie 2015 «weniger Werbeeinnahmen erzielt» hat. Eine seltsame Begründung, da der Schweizer Fernsehmarkt insgesamt zugelegt hat, die SRG-Vermarktungstochter Publisuisse allerdings entgegen dem Markttrend etwa fünf bis sechs Prozent verloren hat.
Dann beklagt die SRG den Bundesgerichtsentscheid zur Mehrwertsteuer auf den Billag-Empfangsgebühren: «Seither muss die SRG die Mehrwertsteuer aus eigenen Mitteln berappen», heisst es in fast schon bemitleidenswertem Ton. Dabei wird vergessen, dass bislang die Mehrwertsteuer in unrechtmässiger Weise auf die Radio- und TV-Empfänger abgewälzt wurde. Hinzu kommt, dass die SRG die zu Unrecht erhobenen Gebühren nicht zurückerstatten musste - das sind über die Jahre gerechnet immerhin etwa 200 Franken pro Haushalt.
«Ab 2016 sinken die Einnahmen der SRG aus Empfangsgebühren wegen des Bundesgerichtsurteils um jährlich 35 Millionen Franken», wird stattdessen beklagt. Und es kommt noch schlimmer: «Das revidierte Radio- und Fernsehgesetz (RTVG) sieht vor, dass der Gebührenanteil der Lokal- und Regionalsender von 4 auf bis zu 6 Prozent steigt», heisst es weiter. Das «mindert die SRG-Einnahmen», wird lapidar festgestellt.
Aufgrund der «langfristigen Wirkungen der genannten Effekte» löste die SRG ein Sparprogramm aus, was bereits für 2015 zu Rückstellungen in der Höhe von 30,9 Millionen Franken führte. Wohlgemerkt sind diese Kosten effektiv noch nicht angefallen, sondern werden lediglich für die nächsten Jahre - in denen wieder schwarze Zahlen erwartet werden - vorbelastet.
Aufgrund der «schlechten Aussichten am Kapitalmarkt» sei zudem «wahrscheinlich, dass die Pensionskasse der SRG den technischen Zins senken muss». Da die SRG die Finanzierung des Deckungskapitals für die Rentner übernimmt, verzeichnet die sie weitere Rückstellungen in der Höhe von 70 Millionen Franken. Alleine für das eigene Sparprogramm und die Pensionskasse führt die SRG somit über 100 Millionen an Rückstellungen unter den Passiven aus.
Das Minus von 90 Millionen Franken betrifft das Stammhaus SRG, worin die Tochtergesellschaften nicht inbegriffen sind. In diesem Bereich kommt der SRG ein Beteiligungsertrag von 22,9 Millionen Franken zugute, der durch die Überführung der SRG-Vermarktungstochter Publisuisse in das Joint Venture mit Ringier und Swisscom zu Stande gekommen ist. Das Ergebnis für den SRG-Konzern mitsamt den Tochtergesellschaften weist sogar ein Minus von 117,9 Millionen Franken aus. In diesem Bereich ist der Beteiligungsertrag nämlich nicht wirksam.
«Für 2016 erwartet die SRG ein positives Ergebnis», schreibt das Unternehmen hingegen bereits jetzt und klopft sich auf die eigene Schulter: «Die 2015 eingeleiteten Sparmassnahmen sichern gesunde Finanzen und legen die Grundlage für ein ausgeglichenes Ergebnis in den kommenden Jahren.»