Transparenz schafft nicht immer Klarheit: Die Veröffentlichung der Programmkosten der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) sorgt beim Verband Schweizer Privatradios (VSP) für neue Fragen. Im Mittelpunkt steht eine Differenz von 280 Millionen Franken bei der Berechnung der Radiokosten.
«SRG-Programmkosten: Neue Fragen statt Transparenz», so betitelte der Verband Schweizer Privatradios (VSP) seine eigene Medienmitteilung vom Freitag. Zwar attestiere der VSP der SRG «gute Absicht», aber vom Ergebnis sei man gleichzeitig enttäuscht.
Grund dafür sind Nachrechnungen des VSP im Bereich der Kosten für die Radiosender: «Deutsche Schweiz 66,7 Millionen, Westschweiz 54,5 Millionen, Italienische Schweiz 41,6 Millionen und Rätoromanische Schweiz 7,3 Millionen. Total ergibt das Kosten für alle Radiosender von 170 Millionen Franken», rechnet der Verband zusammen und wundert sich über die Differenz zu den 449,3 Millionen Franken, die im Geschäftsbericht 2015 für die Audioproduktion ausgewiesen werden.
«Das ergibt eine enorme Lücke von 279,3 Millionen Franken, die mit Streaming-, Verbreitungs- oder Urheberrechtskosten und Ähnlichem nie zureichend erklärt werden kann», heisst es deshalb. Der VSP geht davon aus, dass «die Kosten der Radiosender nicht vollumfänglich, beispielsweise mit einem angemessenen Anteil am Overhead der SRG, ausgewiesen wurden», so die mögliche Begründung.
Grund genug für der Klein Report, um bei der SRG nachzufragen. Mediensprecher Simon Denoth zeigt in seiner Antwort die unterschiedlichen Berechnungsmethoden auf: Die ausgewiesenen Sendungskosten und die Zahl aus dem Geschäftsbericht 2015 sind demnach nicht deckungsgleich.
«Die Sendungskosten beinhalten die Ausgaben für journalistische, programm- und produktionstechnische Leistungen des Personals, für den Programmeinkauf sowie für Produktionsmittel», erklärt Denoth zunächst. Zu den Sendungskosten gehören also die Kosten, die in direktem Zusammenhang mit der Herstellung eines TV- oder in diesem Fall Radioprogramms stehen.
Anders im Geschäftsbericht: «Im Geschäftsbericht steht das Gesamtbild im Vordergrund, weshalb die SRG auf nationaler Ebene Vollkosten ausweist», so Denoth. Nur im Geschäftsbericht sind deshalb sämtliche Kosten enthalten, die bei der Herstellung der Programme insgesamt anfallen.
«Dazu zählen auch die Aufwände für die Supportbereiche Finanzen und Controlling, Human Resources, Kommunikation, Logistik und Informatik, Archivierung und Immobilienverwaltung, die nicht einem Programminhalt zugeordnet werden können», erklärt Denoth schliesslich die Differenz von 279,3 Millionen Franken. Dieser zusätzliche, bei den Sendungskosten nicht ausgewiesene Aufwand werde auf alle Programmsparten verteilt.
Trotz der aufgezeigten Differenz attestiert der VSP der SRG «gute Absicht». Seit Jahren fordere der Verband die SRG dazu auf, die Kosten ihrer Radioprogramme vollumfänglich offenzulegen.
Simon Denoth bestätigt dem Klein Report, dass seit mehreren Jahren der Wunsch «eines Teils der Öffentlichkeit und der Politik» bestehe, zu wissen, wohin die Gebührengelder fliessen. Diesem Anliegen komme die SRG nun nach. «Allerdings weist die SRG darauf hin, dass wir bereits seit 2011 - über die gesetzlichen Pflichten hinaus - im Geschäftsbericht die Kosten für Programminhalte, Eigen- und Fremdproduktionen, Distribution, Public Affairs und Personal und so weiter dargelegt hatten», so Denoth schliesslich gegenüber dem Klein Report.