Zwei der zwölf Civis-Medienpreise gehen an die Schweiz: Das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) ist am Donnerstagabend in Berlin für eine Radio-Reportage und einen Youtube-Blog ausgezeichnet worden.
«Verkauft, versklavt, missbraucht: Jesidinnen als Opfer des IS» von SRF2 Kultur gewann den Radiopreis. Die Jesidinnen bekämen in der Reportage «eine authentische Stimme», urteilte die Jury.
Die Autorin Monika Oettli erzählt die Geschichte der 17-jährigen Schirin, die versklavt und mehrfach verkauft wird und später in Deutschland versucht, ihr Trauma zu überwinden.
Die Reportage sei «nah an den Menschen, ohne die Distanz zu verlieren», ihre «Fluchtgründe werden fühlbar deutlich», lobte die Jury. Im Gespräch mit der ARD-Moderatorin Sandra Maischberger, die durch den Abend führte, sagte Oettli, man könne sich auch im Nachhinein eigentlich kaum vorstellen, was diese Frauen erlebt haben.
Ein zweiter Radiopreis ging an das ARD-Feature «Neun Stockwerke neues Deutschland» des WDR 5, in dem Reinhard Schneider von den Problemen in einem Hochhaus in Gladbeck im Ruhrpot erzählt. Dort wohnen 350 Menschen, die Hälfte Deutsche, die andere Hälfte Migranten aus rund zehn Nationen.
«Kroatische Hitlergrüsse in Kärnten» gewann den Civis-Fernsehpreis für Magazin. In ihrer Reportage für das Wochenmagazin «Report» des Österreichischen Rundfunks (ORF) berichtet Cedomira Schlapper von einem Neonazi-Treffen in Südkärnten. Offiziell ist das Treffen als kirchliche Veranstaltung angemeldet. «Viel mehr Österreicher wissen jetzt einfach, was da los ist», begründete die Jury ihre Wahl.
Der Fernsehpreis in der Kategorie Information ging an die Doku «Calais, les enfants de la jungle» von France Télévisions. Thomas Dandois und Stéphane Marchetti zeigen in ihrem Film den Alltag von Kindern «in Europas grösstem Slum», dem Dschungel von Calais.
Neben dem Radiopreis geht auch einer der Civis-Onlinepreise in die Schweiz: Die Jury überzeugen konnte der SRF-Youtube-Videoblog «Tama Gotcha!» mit Tama Vakeesan. Die Bloggerin hat tamilische Wurzeln, in ihrem Blog geht es um das Leben zwischen zwei Kulturen.
«Tama Vakeesan erzählt in ihrem multimedialen Webauftritt sehr authentisch und begeisternd vom kulturellen Zusammentreffen ihrer schweizerischen und ihrer tamilischen Kultur», lobte die Jury. Die Ansprache sei klar, und sie gehe keinem Thema aus dem Weg.
Der zweite Civis-Onlinepreis ging an «Jäger & Sammler» vom Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF). Die Journalistin und Youtuberin Nemi El-Hassan hatte sich als Muslimin mit Kopftuch unter die Besucher des Neonazi-Festivals «Rock gegen Überfremdung» gemischt. Sie erzählt von ihren Begegnungen, dass man an manche Menschen tatsächlich kaum noch herankomme. «Aber wir sollten als Gesellschaft dahin schauen», sagte sie bei der Preisübergabe.