Das Schweizer Fernsehen sucht für sein Satire-Flaggschiff am Sonntagabend einen neuen Host. Für die Nachfolge von Dominic Deville seien wieder nur Männer in der Pipeline, hatte der «Blick» berichtet.
Als mögliche Namen kursieren seither Gabriel Vetter, Stefan Büsser und Patrick Karpiczenko. In einem offenen Brief an SRF-Direktorin Nathalie Wappler, Kulturchefin Susanne Wille und die SRF-Comedy-Abteilung des Fernsehens beklagte die mehrfach ausgezeichnete Satirikerin Patty Basler zusammen mit Lara Stoll und anderen Kolleginnen dieses Festhalten an alten Rollenbildern.
In der Folge ist es zu einem Treffen der Comedy-Frauen mit den Verantwortlichen von SRF gekommen. Zu den Resultaten aus diesem Austausch hat sich Reto Peritz in einem Interview in der «SonntagsZeitung» ausführlich geäussert. Der Unterhaltungschef erzählt dabei von einem emotionalen Treffen. «Die Wut im Raum war deutlich spürbar.»
Peritz präzisierte im Interview, dass sich vieles angestaut habe und die Nachfolge für «Deville» nun «das Fass zum Überlaufen brachte».
Der Unterhaltungschef versprach, dass er die Comedy-Frauen ernstnehmen und sich «für Verbesserungen einsetzen» werde.
SRF hätte den Comedy-Frauen angeboten, auch mitzumachen. Bisher sei noch nicht klar, ob und wie viele Frauen zusagen werden. «Wir werden es ohnehin aufarbeiten, und es wäre wichtig, wenn die Frauen sich beteiligen würden.»
Zur reinen Männerrunde im Finale meinte Peritz: «Es ist mir aber wichtig, zu betonen, dass wir durchaus auch Frauen eingeladen haben. Der ganze Nachfolgeprozess läuft schon seit eineinhalb Jahren, und während dieser Zeit haben wir immer wieder Comedy-Frauen involviert, an Workshops und auch vor der Kamera.»
Am Schluss sei die Wahl jedoch – «gefällt von einem Frauen- und Männergremium» – auf drei Männer gefallen, da diese von allen Beteiligten am meisten überzeugt hätten
Peritz macht im Interview auch klar, dass SRF Plätze zum Experimentieren brauche. Aber: «In der Primetime möchten wir unser Publikum erreichen. Dies gehört zu unserem Auftrag.»
Bei der Wahl der Kandidaten hätte man sich unter anderem auf zwei repräsentative Studien gestützt, welche Comedyköpfe am Sonntagabend ein breites Publikum ansprechen. «Als wir sahen, dass die Männer in diesen Studien dominieren, holten wir Frauen dazu. Aber über den mehrstufigen Prozess, in dem eben auch die Publikumsgunst wichtig war, fielen sie wieder raus.» Diese Vorgänge müsse SRF nun beleuchten.
«Wenn man Frauen pro forma einbinden würde, dann täte man den Frauen keinen Gefallen.» Der Prozess verlaufe nicht wie bei einem Film, wo es ein Casting gibt und man die beste Schauspielerin für eine bestimmte Rolle auswählt. «In der Comedy entscheidet man sich für Köpfe, in dem Fall eben bekannte und beliebte Köpfe gemäss zweier repräsentativer Studien.» Dann schreibe man ein massgeschneidertes Konzept, passend für den einzelnen Kopf.
Ansonsten habe SRF knapp 20 Comedy- und Satireformate, in denen die Geschlechter meistens ausgeglichen vertreten seien. «Manche sind auch 100 Prozent in Frauenhand», verteidigte sich Peritz. Man wolle die Szene wirklich in ihrer Breite abdecken, «so wie wir das beispielsweise auch bei der Musik von Klassik bis Hip-Hop machen».