Er ist und bleibt ein Schweizer Nationalheld. Bernhard Russi (68), Abfahrtsolympiasieger von 1972, weltweit gesuchter Pistenbauer und sympathischer TV-Experte bei SRF, mobilisiert noch immer die Massen in der Schweiz.
Sage und schreibe 850 000 Zuschauer haben den Dok-Film «Von hohen Gipfeln und dunklen Tälern» des Filmemachers Michael Bühler am Donnerstagabend zur Primetime auf SRF 1 verfolgt, was einen Marktanteil von herausragenden 49 Prozent bedeutet.
Natürlich ist man auch bei SRF ausser sich über diese sensationelle Quote. Belinda Sallin, Redaktionsleiterin DOK Eigenproduktionen, gegenüber dem Klein Report: «Diese tolle Quote freut uns ausserordentlich. Gerade auch weil bei diesem Film so vieles gestimmt hat: Da korreliert ein hoher Unterhaltungswert mit viel Tiefgang. Wir lernen einen prominenten Mann als Menschen völlig neu kennen. Es ist schön, dass die Zuschauerinnen und Zuschauer die Qualität des Films mit einem so hohen Interesse - der Höchstwert gestern lag kurz vor Ende des Films bei 915 000 Zuschauern - honoriert haben.»
Auch der Klein Report hat sich die Dok über den Schweizer Nationalhelden angeschaut und kommt zum Schluss, dass es dem Filmemacher Michael Bühler durchaus gelungen ist, unbekannte private Seiten von Bernhard Russi zu zeigen.
So wie das schlimme Schicksal seiner Schwester Madleine. Nach einem Medizinfehler bleibt sie schwer behindert. Der Besuch im Pflegeheim bereitet Bernhard Russi sichtlich Schmerzen. Dem Zuschauer aber auch.
Wie auch die Sequenz, wo sein Bruder Manfred hilflos und verloren in einem Restaurant sitzt. Russi über Manfred: «Er hat seinen Platz im Leben nicht gefunden. Er weiss, dass ich immer für ihn da bin.» Diese Sequenzen grenzen an Voyeurismus und haben den TV-Zuschauer peinlich berührt.
Dass der Film über Bernhard Russi dann aber doch noch in guter Erinnerung bleibt, sind die gelungenen zeitlichen Sprünge, die Russi als Skirennfahrer in den 70er-Jahren und dem erfolgreichen Geschäftsmann und gut gebuchten Pistenbauer von heute zeigen.
Bernhard Russi war schon während seiner Zeit als Skirennfahrer äusserst beliebt. Selbst bei seinem grössten Gegner Franz Klammer, der ihn als Freund bezeichnet. Dass Russi auch heute noch die Massen bewegen kann, hat das grosse Interesse der TV-Zuschauer bewiesen. Für SRF ist die Rechnung also aufgegangen.
Und für den TV-Zuschauer? Der Dok-Film hat bewiesen, dass Bernhard Russi auch nur ein Mensch ist, der wie andere auch mit Höhen und Tiefen im Leben zurecht kommen muss.