Es war ein Satz, der nebenbei gefallen war bei den Dreharbeiten zum Dokumentarfilm «The Pressure Game». SRF-Kommentator Sascha Ruefer hat dabei in einer privaten Fortsetzung des Gesprächs mit Regisseur Simon Helbling über die Qualitäten von Nati-Captain Granit Xhaka gesprochen.
Es war die «Wochenzeitung», die am Donnerstag den Satz öffentlich gemacht hat, den Ruefer über den Fussballer mit kosovarischen Wurzeln gesagt haben soll: «Granit Xhaka ist vieles, aber er ist kein Schweizer.»
In der Dokumentation über die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft, die auf SRF sehr erfolgreich war, hörte man den Satz nicht mehr. Ruefer liess das Tondokument herausschneiden. Er befürchtete, mit der hingeworfenen Bemerkung in die Medien als Rassist bezeichnet zu werden. Was dann bis zum Wochenende auch geschehen ist.
«Blick», die «Neue Zürcher Zeitung», «Tages-Anzeiger», CH Media und «20 Minuten» berichten in der Folge über Ruefers Erklärungen, dass der Satz nicht rassistisch gemeint war und im Film völlig aus dem Kontext gerissen wurde.
Am Karfreitag wurde in Leutschenbach wegen den Anschuldigungen eine Krisensitzung einberufen. Im Beisein von SRF-Sportchefredaktorin Susan Schwaller und SRF-Sportchef Roland Mägerle wurde das Rohmaterial visioniert, das die Zürcher Produktionsfirma Stories AG während der WM am 2. Dezember 2022 vor dem Spiel Schweiz gegen Serbien in Doha aufgenommen hatte.
Nicht eingeladen war die «Wochenzeitung». Gegen die WOZ erwägt Ruefer rechtlich vorzugehen, weil er sich «sehr ungerecht behandelt fühlt» und «journalistische Werte verletzt sieht», wie der «Tages-Anzeiger» schreibt.
So soll nach neuesten Erkenntnissen nämlich die WOZ von irgendjemandem den Tipp erhalten haben, dass in «The Pressure Game» nachträglich etwas manipuliert wurde. Im Raum steht somit die Frage: Wer wollte Sascha Ruefer schaden?
Die NZZ-Sportredaktion sieht «Züge einer Orchestrierung».
Es soll bekannt sein, dass der Schweizerische Fussballverband SFV nicht immer glücklich mit Sascha Ruefer ist. Am Donnerstagnachmittag nahm aber auch der SFV erstmals Stellung zu den Rassismus-Vorwürfen gegen den Nati-Kommentator: «Wir haben die Erklärung von SRF um den Gesamtkontext dieser Aussage zur Kenntnis genommen und halten fest, dass das Zitat dadurch an Schärfe verliert.» Dennoch wolle man beim SFV klarstellen, dass sie «jegliche Aussagen und Kommentare – woher auch immer sie kommen –, welche unsere Nationalspieler wegen deren familiärer Herkunft infrage stellen, aufs Schärfste verurteilen und nicht akzeptieren».
Aber dem war ja offensichtlich nicht so, wie die NZZ nach Einsicht in das Originalmaterial inzwischen öffentlich gemacht hat. Demnach hätten SRF-Mann Ruefer und Regisseur Helbling «in einem informelleren Ton» miteinander auch nach dem Ende des Interviews weitergesprochen. Ruefer soll dabei den Interviewer gefragt haben, weshalb Xhaka jeden aufrege. Und er gab die Antwort gleich selber: weil Xhaka alles sei, nur nicht Schweizer. «Der Interviewer lachte.»
Auch für den «Tages-Anzeiger» bezieht sich der Satz nach genauem Hinhören nun darauf, wie Xhaka als Führungsfigur funktioniere. Und diese Art als Nati-Captain sei für Ruefer eben nicht klischeehaft schweizerisch, also eher zurückhaltend, sondern forsch, mit klar formulierten und sehr hohen Zielen. «Diese Ansicht führt er im Gespräch zuvor deutlich aus», so der Tagi weiter.
Die NZZ ist zur Klärung der Lage auch noch ins Archiv gestiegen. Gefunden hat man einen Kommentar im «St. Galler Tagblatt» rund um die WM 2006. Damals schrieb das Blatt über den damaligen Captain Alex Frei: «Das grosse Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten, das Proklamieren von hohen Zielen – eigentlich ein untypisches schweizerisches Verhalten –, kommt nicht von ungefähr.» Vier Jahre später nannte Andy Egli, der frühere Nationalspieler, Alex Frei gar einen «Anti-Schweizer» wegen dessen Haltung und Ehrgeiz.
Beim SRF stellt man sich hinter den Moderator. Ruefer stehe als Kommentator der Nati-Spiele «nicht zur Diskussion».